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Vitalstoffe 2/2021

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Vitalstoffe ist die erste Zeitschrift in deutscher Sprache, die sich zum Ziel setzt, umfassend über die Roh- und Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sowie über deren Darreichungsformen zu berichten. Im Mittelpunkt stehen die Produktion und Mischung von Rohstoffen und deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftlich fundierte Informationen und Studien bieten die Möglichkeit der Aufklärung, die durch die Health Claims Verordnung immer schwieriger geworden ist.

V italstoffePhilipp

V italstoffePhilipp GebhardtMagnesiummangel – ein treibender Faktor für Insulinresistenz,Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-ErkrankungenMagnesium bildet den vierthäufigstenMineralstoff im Körper des Menschen.Nach Kalium ist Magnesium das häufigsteKation in unseren Zellen. Ausreichendhohe Magnesiumkonzentrationensind erforderlich, damit das blutdrucksenkendeHormon Insulin an seinemRezeptor wirken kann. Magnesium beeinflusstden Gefäßtonus und die Ausschüttungvon Stresshormonen wie demNoradrenalin. Eine unzureichende Magnesiumversorgungerhöht deshalb dasRisiko für Insulinresistenz, Bluthochdruckund Herz-Kreislauf-Erkrankungen.Magnesium kommt hauptsächlichin pflanzlichen Lebensmitteln vor. Aufgrundihrer geringeren Kaloriendichtewar in der Nahrung unser Vorfahren,vor Beginn des Ackerbaus, wesentlichmehr Magnesium enthalten. Neben einerunausgewogenen Ernährung kannein Magnesiummangel durch bestimmteErkrankungen und durch die Einnahmeverschiedener Medikamente begünstigtwerden.Der Körper eines Erwachsenen enthältetwa 24 g Magnesium. Im Blutplasmaist das Magnesium zu etwa 40% anProteine gebunden; der normale Serumspiegelbeträgt 1,8 – 2,6 mg/dl. DerGroßteil des Magnesiums findet sich inunseren Knochen, die es speichern undbei verminderter Aufnahme freisetzenkönnen. Ein normaler Magnesium-Blutspiegelschließt einen Magnesiummangeldeshalb nicht aus. Magnesium ist anmehr als 600 Enzymreaktionen als Enzymbestandteiloder Coenzym beteiligt.Freie Magnesiumionen beeinflussen dasPotential an den Zellmembranen undfungieren als Second Messenger imImmunsystem. Sie stabilisieren das Ruhepotentialvon erregbaren Muskel- undNervenzellen und den Zellen des autonomenNervensystems. Magnesiumist zudem ein essenzieller Co-Faktordes Enzyms ATP-Synthase, das in denMitochondrien, den „Kraftwerken unsererZellen“, das Adenosindiphosphat(ADP) zu Adenosintriphosphat (ATP)regeneriert, das den universellen Energieträgerunseres Stoffwechsels bildet.Als Magnesium-ATP-Komplex ist Magnesiuman fast allen energieaufwändigenProzessen beteiligt.Aufgrund ihrer geringeren Energiedichteund ihres höheren Nährstoffgehaltswird davon ausgegangen, dass in derNahrung unserer Vorfahren, vor Beginndes Ackerbaus, wesentlich mehr Magnesiumenthalten war (Abb. 1). Ausden Daten der Nationalen VerzehrsstudieII wurde eine Magnesiumzufuhrbei Frauen von täglich 361 mg und beiAbb. 1: Zufuhr verschiedener Nährstoffe vor Beginn desAckerbaus und heute (Schätzung nach (1) bzw. nach Datender Nationalen Verzehrsstudie II, Max-Rubner-Institut (2008)).Im Vergleich zu unserer heutigen hochkalorischen und zugleichnährstoffarmen Nahrung lieferte das Nahrungsangebotvor mehr als 10.000 Jahren deutlich mehr Ballaststoffe undzwischen zwei- und zehnmal mehr Mikronährstoffe.Abb. 2: Ausreichend hohe intrazelluläre Magnesiumkonzentrationen sind eineVoraussetzung für die Wirkung des blutzuckersenkenden Hormons Insulin anseinem Rezeptor. Magnesium wird benötigt, um Phosphatgruppen von ATP überdas Enzym Tyrosinkinase auf den Insulinrezeptor zu übertragen, sodass dasInsulin-Signal in die Zelle weitergeleitet werden kann. Ein Magnesiummangel führtüber eine verminderte Tyrosinkinase-Aktivität zu einer reduzierten Aktivierbarkeitdes Rezeptors durch Insulin und begünstigt in der Folge eine Insulinresistenz.40

MineralstoffeMännern von täglich 432 mg berechnet.Dabei stellte sich heraus, dass etwa29% der Frauen und 26% der Männerdie empfohlenen Zufuhrmengen nichterreichen. Es gibt jedoch auch Untersuchungen,die eine tägliche Magnesiumaufnahmevon lediglich etwa 200 mgbei Frauen und 250 mg bei Männern inDeutschland aufzeigen (2).Ein besonderes Risiko eines Magnesium-Mangelsbesteht bei Diabetikern.Bei überhöhten Blutzuckerspiegeln wirdvermehrt Glucose über die Nieren ausgeschieden.In der Folge kommt es zu einerverstärkten Diurese und einem Verlustvon Magnesium mit dem Harn. Auch beientzündlichen Darmerkrankungen könnenDurchfälle zu erheblichen Magnesiumverlustenführen. Daneben interferierenverschiedene Medikamente mit demMagnesium-Stoffwechsel. Die Therapiemit Diuretika fördert die Magnesium-Ausscheidung über die Nieren. Auf deranderen Seite führt die Einnahme vonProtonenpumpenhemmern zu einer vermindertenResorption von Magnesiumaus der Nahrung und kann über längereZeit eine gefährliche Hypomagnesiämiehervorrufen (3).Magnesiummangelbegünstigt Insulinresistenzund Diabetes mellitus Typ 2Diabetes mellitus geht häufig mit einemunzureichenden Magnesium-Status einher.So konnte eine Untersuchung derUniversitätsklinik Zürich bei 37,6%von 109 teilnehmenden Typ-2-Diabetikerneine deutliche Magnesium-Unterversorgungherausstellen (4). Magnesiumspielt jedoch eine entscheidendeRolle für die Wirkung des Insulins anseinem Rezeptor (Abb. 2). Die Bedeutungeiner Magnesium-reichen Ernährungkonnte in einer Übersichtsarbeitaufgezeigt werden, die die Daten vonmehr als 600.000 Studienteilnehmernauswertete. Dabei war eine höhereMagnesium-Zufuhr mit einem um 17%niedrigeren Risiko assoziiert, an Diabetesmellitus Typ 2 zu erkranken (5). Beibereits bestehender Erkrankung kanneine Magnesium-Supplementation denBlutzuckerspiegel in günstiger Weisebeeinflussen (6).Magnesiummangelbegünstigt BluthochdruckIn Deutschland leiden mehr als die Hälfteder über 60-Jährigen an einem erhöhtenBlutdruck. Die Hypertonie steigertdas Risiko für Herzerkrankungen undSchlaganfälle. Bei der Behandlung deserhöhten Blutdrucks werden oft harntreibendeDiuretika eingesetzt. Sie entziehendem Körper Wasser und senkenauf diese Weise den Druck in den Gefäßen.Mit dem Wasser gehen jedochebenfalls essentielle Mineralstoffe, insbesondereMagnesium, verloren. Eineunzureichende Magnesiumversorgungkann jedoch ein Ionen-Ungleichgewichtmit negativen Effekten auf die natürlicheBlutdruckregulation zur Folge haben.Ein Calciumüberschuss in den Zellender glatten Muskulatur der Blutgefäßeführt über deren Kontraktion zu einer Erhöhungdes Blutdrucks. Da Magnesiumeinen natürlichen Calcium-Antagonistenbildet, kann ein Magnesiummangel überdiesen Mechanismus zu einer Erhöhungdes Blutdrucks beitragen. Dagegen unterstütztein guter Magnesiumstatus dieFunktion von Ionenpumpen, wodurchvermehrt Kalium-Ionen in die ZelleAbb. 3: Magnesium bildet einen physiologischen Gegenspielerdes Calciums. Magnesium vermindert den Calcium-Einstrom indie Zellen der glatten Muskulatur. Magnesium aktiviert zudemKaliumkanäle, wodurch der Ausstrom von Calciumionen gefördertwird. Geringere intrazelluläre Calcium-Konzentrationen förderndie Entspannung der glatten Muskelzellen und begünstigen einennormalen Blutdruck.Abb. 4: Der Neurotransmitter Noradrenalin führt über Aktivierung von Adrenorezeptorenin den Arteriolen zur Engstellung (Vasokonstriktion) dieser Gefäßeund damit zur Erhöhung des Blutdrucks. In adrenergen Nervenenden wirdNoradrenalin Calcium-abhängig freigesetzt. Als Calcium-Gegenspieler hemmenMagnesium-Ionen den Calcium-Einstrom in die Nervenenden. Bei einerangemessenen Magnesiumversorgung können eine normale Steuerung derNoradrenalin-Ausschüttung und eine Senkung erhöhten Blutdrucks stattfinden.Juli 202141

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