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Vitalstoffe 1/2023

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V italstoffe

V italstoffe degenerative Veränderungen an cholinergen Neuronenpopulationen beobachtet. Dabei sind Teile des Assoziationscortex und des Hippocampus betroffen, die von entscheidender Bedeutung für die Funktion des Gedächtnisses sind. Gewebebiopsien konnten verringerte Acetylcholin-Konzentrationen nachweisen, die mit der Schwere der kognitiven Funktionseinschränkung korrelierten (7). In der pharmakologischen Therapie der Alzheimer-Demenz werden deshalb Cholinesterase-Hemmer eingesetzt, die die kognitiven Funktionen wirksam verbessern können. Durch die Hemmung der Cholinesterase erhöht sich die Konzentration des Acetylcholins im synaptischen Spalt, sodass die Wirkung des Neurotransmitters an seinem Rezeptor gesteigert wird. Bei der Behandlung mit Cholinesterase- Hemmern treten jedoch deutliche Nebenwirkungen wie Appetitlosigkeit, Übelkeit und Muskelkrämpfe auf. Auf der anderen Seite wird versucht, die Konzentrationen des Neurotransmitters Acetylcholin in natürlicher Weise zu erhöhen, indem Cholin-haltige Verbindungen zugeführt werden. Untersucht wurde dabei unter anderem Glycerophosphocholin (GPC), das entsteht, wenn die beiden Fettsäureketten des Phosphatidylcholins entfernt werden. GPC entsteht bei der Verdauung von Phosphatidylcholin und ist in auch in Lebensmitteln wie Leber, Fleisch, Haferflocken und Milchprodukten enthalten. Die Wirksamkeit von GPC bei Demenzerkrankungen konnte in klinischen Untersuchungen dargestellt werden (8). Bei Alzheimer-Demenz konnte dabei eine, gegenüber dem Cholinesterase-Hemmer Donepezil überlegene Verbesserung der kognitiven Funktion aufgezeigt werden, ohne dass dabei Nebenwirkungen auftraten (Abb. 2). Die Ausprägung der Symptome wurde dabei anhand des ADAS-Cog-Tests (Alzheimer’s Disease Assessment Scale Cognition) eingeschätzt. Dabei zeigen höhere Werte eine deutlichere Symptomatik an. Bei richtiger Lösung aller Aufgaben zu Gedächtnis, Sprache und Orientierung werden 0 Punkte erzielt. 70 Punkte sind das schlechteste Ergebnis. Bei mehr als 10 Punkten wird eine kognitive Einschränkung angenommen. Bei unbehandelten Patienten mit milder bis moderater Alzheimer-Demenz steigt die Bewertung jedes Jahr um durchschnittlich etwa 5,5 Punkte (9). Eine Behandlung gilt als erfolgreich, wenn sie dazu führt, dass sich die kognitiven Funktionen nicht weiter verschlechtern. Eine Nahrungsergänzung mit Phosphatidylcholin kann zur Erhaltung der geistigen Leistungsfähigkeit beitragen und der Entstehung von Demenzerkrankungen vorbeugen. Eine Untersuchung mit 1.391 Teilnehmern im Alter zwischen 36 und 83 Jahren konnte deutlich aufzeigen, dass die Höhe der Cholinzufuhr mit der Leistung des verbalen und visuellen Gedächtnisses korreliert (Abb. 3) (10). Als Phosphatidylcholin-Quelle bietet sich Krillöl deshalb zur Erhaltung der geistigen Leistungsfähigkeit besonders an. Omega-3-Fettsäuren Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge waren in der Nahrung des Menschen vor etwa 10.000 Jahren, vor dem Beginn des Ackerbaus, Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren zu etwa gleichen Teilen enthalten. Mit der modernen Landwirtschaft und der Industrialisierung der Viehzucht wurde die Verfügbarkeit von Omega-3-Fettsäuren eingeschränkt. Das heutige Futter von Nutztieren basiert meist auf Getreide und weist einen deutlich höheren Anteil an Omega-6-Fettsäuren auf als das natürliche, auf Grünpflanzen basierende Futter. Heute enthält unsere Nahrung - 4 - 3 - 2 - 1 0 1 2 3 4 ADAS-cog nach 12 Wochen nach 24 Wochen 3 x täglich 400 mg GPC täglich 10 mg Donepezil täglich 5 mg Donepezil Donepezil Placebo GPC Placebo Bewertung 12,5 12,0 11,5 11,0 10,5 Leistung des verbalen Gedächtnisses 10,6 10,2 9,8 9,4 9,0 10,0 Leistung des visuellen Gedächtnisses 8,6 9,5 92-245 246-309 310-381 8,2 482-1019 Tägliche Cholinaufnahme [mg] Abb. 2: Vergleich der Wirksamkeit von GPC, dem Cholinesterase- Hemmer Donepezil und Placebo bei Alzheimer-Demenz (8). Die Grafik zeigt die Veränderung des ADAS-cog Ausgangswertes nach 12 bzw. 24 Wochen. Abb. 3: Die Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der durchschnittlichen täglichen Cholinaufnahme und der Leistung des verbalen und visuellen Gedächtnisses zeigt eine positive Korrelation (10). 42

Omega-3-Öl etwa 10- bis 20-mal mehr Omega-6- als Omega-3-Fettsäuren. Man nimmt an, dass die erhöhte Aufnahme von Omega- 6-Fettsäuren eine entzündungsfördernde Stoffwechsellage zur Folge hat und die Entstehung von degenerativen Erkrankungen begünstigt. Omega-6-Fettsäuren können im Körper in Gewebshormone mit hohem Entzündungspotential umgewandelt werden. Marine Omega-3-Fettsäuren wie Eicosapentaensäure (EPA) dienen dagegen als Substrate für die Synthese von Gewebshormonen mit niedrigem Entzündungspotential. Da EPA die Enzymsysteme für die Herstellung der entzündungsfördernden Gewebshormone kompetitiv hemmt und zur Bildung anti-inflammatorischer Resolvine beiträgt, wird der Omega-3-Fettsäure eine antientzündliche Wirkung zugesprochen. EPA bei Depressionen Entzündungsfördernde Stoffwechselprozesse scheinen nach heutigem Erkenntnisstand eine grundlegende Rolle bei der Pathophysiologie von Depressionen zu spielen, da bei Menschen mit Depressionen erhöhte Werte entzündungsfördernder Gewebshormone gemessen werden können und die Verabreichung pro-inflammatorischer Gewebshormone Symptome einer Depression hervorrufen kann (11). Verschiedene Untersuchungen konnten belegen, dass die Omega-3-Fettsäure EPA eine positive Wirkung bei Depressionen hat. Ungesättigte Fettsäuren bilden einen mengenmäßig relevanten Bestandteil des Gehirns. Lipide machen demnach etwa 50 – 60% des Trockengewichts des Gehirngewebes aus, wobei DHA einen Anteil von 25% besitzt. Im Vergleich zu DHA ist EPA im Gehirn nur in geringen Konzentrationen nachweisbar. Mit der Nahrung aufgenommene EPA wird demnach schnell verstoffwechselt und beeinflusst im Gehirn die Wirkung verschiedener Signalmoleküle (12). Eine Supplementation mit Omega- 3-Fettsäuren, die einen hohen Anteil an EPA enthalten (≥ 60% EPA), zeigt in klinischen Studien eine deutliche antidepressive Wirkung (Abb. 4). Es gibt Untersuchungen, die EPA eine überlegene antidepressive Wirksamkeit gegenüber Pharmakotherapien wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmern bestätigen. Es konnte ebenfalls aufgezeigt werden, dass EPA die Wirkung entsprechender Medikamente verbessern kann. In klinischen Studien wird dabei meist die sog. Hamilton-Skala (HDRS) herangezogen, um die Schwere der Symptomausprägung einzuschätzen. Dabei handelt es sich um einen standardisierten Fragebogen, bei dem eine höhere Punktzahl im Ergebnis auf eine ausgeprägtere Symptomatik hinweist. Eine Punktzahl („Score“) von bis zu 8 Punkten wird bei einem 17 Fragen umfassenden Test (HDRS17) als klinisch unauffällig bewertet. 9 bis 16 Punkte weisen auf eine leichte Depression hin. Eine mittelschwere Symptomatik wird bei 17 bis 24 Punkten angenommen. Eine schwere Depression liegt bei ≥ 25 Punkten vor. In einer randomisierten Doppelblindstudie erhielten 48 Teilnehmer mit schwerer Symptomatik entweder 20 mg des selektiven Serotonin- Wiederaufnahme-Hemmers Fluoxetin, 1.000 mg EPA oder eine Kombination beider Wirkstoffe. Während für EPA und Fluoxetin eine ähnliche Wirksamkeit herausgestellt werden konnte, zeigt die komplementäre Therapie die deutlichste Verbesserung der Symptome, die nach acht Wochen den Bereich einer leichten Symptomausprägung erreichte (Abb. 5) (14). Omega_3_Depression.ai 3 18.10.2019 07:24:22 Studien mit EPA: Peet & Horrobin 2002 Nemets et al. 2002 Frangou et al. 2006 Peet & Horrobin 2002 Peet & Horrobin 2002 Mischoulon et al. 2009 Frangou et al. 2006 Su et al. 2003 Nemets et al. 2006 Su et al. 2008 Da Silva et al. 2008 Da Silva et al. 2008 % EPA: 100 100 100 100 100 100 100 67 67 65 60 60 0 0,56 1,3 Verbesserung der Symptome (SMD) Hamilton Depressionsskala (Score) 35 30 25 20 15 Fluoxetin EPA 10 EPA+Fluoxetin 5 0 0 2 4 Zeit (Wochen) 6 8 Abb. 4: Einschätzung der Wirksamkeit von Omega- 3-Fettsäuren mit erhöhtem EPA-Gehalt bei Depressionen, dargestellt als Normierte Differenz der Mittelwerte (engl. Standard Mean Difference, SMD). (13) Abb. 5: Es gibt Untersuchungen, die eine überlegene Wirksamkeit von EPA gegenüber einer Behandlung mit antidepressiven Medikamenten (hier mit dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer Fluoxetin) aufzeigen. Durch eine Kombination der beiden Therapieoptionen kann die Wirkung demnach weiter gesteigert werden (nach 9). April 2023 43

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