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Vitalstoffe 1/2022

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Vitalstoffe ist die erste Zeitschrift in deutscher Sprache, die sich zum Ziel setzt, umfassend über die Roh- und Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sowie über deren Darreichungsformen zu berichten. Im Mittelpunkt stehen die Produktion und Mischung von Rohstoffen und deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftlich fundierte Informationen und Studien bieten die Möglichkeit der Aufklärung, die durch die Health Claims Verordnung immer schwieriger geworden ist. Leser sind Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln, Vermarkter, Lohnhersteller und Rohstoffhersteller bis hin zum Point of Sales sowie Ärzte, Ernährungsspezialisten und Apotheker.

V italstoffe Eine Gruppe

V italstoffe Eine Gruppe erhielt jeden Tag 0,8 mg Folsäure, 0,5 mg Vitamin B12 und 20 mg Vitamin B6 („B-Vitamin-Gruppe“). Die zweite Gruppe bekam ein Placebo-Präparat („Placebo-Gruppe“). Die Studie lief über 24 Monate. Ziel war es, den Homocysteingehalt im Blut der Probanden zu senken. Ein erhöhter Homocysteinspiegel gilt als Risikofaktor und Indikator für die Entstehung von Demenz (2). Durch einen MRT-Scan ist es möglich, eine altersbedingte Demenz quantitativ zu erfassen, indem man das Gehirnvolumen bestimmt. Eine fortschreitende Demenz geht direkt mit einer Gehirnschrumpfung einher. Mit dieser Methode wurde das Gehirnvolumen von 168 Probanden am Anfang und am Ende der Studie bestimmt. 85 Teilnehmer kamen aus der B-Vitamin-Gruppe und 83 aus der Placebo-Gruppe. In beiden Gruppen war eine Gehirnschrumpfung festzustellen. Im Durchschnitt zeigte die B-Vitamin-Gruppe eine Gehirnvolumenabnahme von 0,76% über einen Zeitraum von 12 Monaten. Bei der Placebo-Gruppe konnte hingegen eine durchschnittliche Volumenabnahme von 1,08% pro Jahr verzeichnet werden. In den ebenfalls durchgeführten Tests zur Ermittlung der kognitiven Fähigkeiten ergab sich, wie zu erwarten, eine geringere Leistung, je höher der Grad der Gehirnschrumpfung war. Das Ergebnis der ersten Auswertung der VITACOG-Studie deutet darauf hin, dass bei älteren Personen, bei denen bereits eine leichte kognitive Einschränkung diagnostiziert worden waren, das weitere Ausmaß der durchschnittlichen Gehirnschrumpfung innerhalb eines Jahres durch die Einnahme der oben erwähnten B-Vitamine um 30% verringert werden konnte. Dieses positive Ergebnis führten die Wissenschaftler aus Oxford/UK auf die Eigenschaft der B-Vitamine – insbesondere B6, B12 und Folsäure – zurück, unsere Körperzellen von angesammeltem Homocystein zu befreien. Die Ablagerung von zelltoxischem Homocystein wird als eine der Ursachen für den frühzeitigen Zelltod von Gehirnzellen diskutiert (2). Das Absterben der Gehirnzellen führt unweigerlich zu Gehirnschrumpfung. Zweite Auswertung der VITACOG-Daten Fünf Jahre später untersuchten dieselben Forscher noch einmal das Datenmaterial der VITACOG-Studie. Dabei stießen sie auf noch beeindruckendere Ergebnisse als in ihrer ersten Auswertung der Studie (3). Man wusste zu diesem Zeitpunkt bereits, dass die Omega-3-Fettsäure DHA (Docosahexaensäure) einer Gehirnschrumpfung entgegenwirken kann (4, 5). Daher suchten die Forscher in den gesammelten Daten der VITACOG- Studie gezielt nach Hinweisen auf den DHA-Gehalt im Serum der Probanden und dessen Auswirkung auf das Ergebnis der Studie. So wurden z.B. die Teilnehmer der B- Vitamin-Gruppe in Untergruppen aufgeteilt, die entweder einen sehr niedrigen, normalen oder erhöhten DHA-Spiegel und gleichzeitig einen durchschnittlichen Homocysteingehalt in ihrem Serum aufwiesen. Es stellte sich dabei heraus, dass die B-Vitamin-Subgruppe mit dem höchsten DHA-Gehalt im Blut im Vergleich zur entsprechenden Placebo-Gruppe eine sogar um 40% geringere Gehirnschrumpfung offenbarte. Nun wurden diese Ergebnisse verglichen mit den Werten einer weiteren B- Vitamin-Subgruppe, nämlich derjenigen, bei der ein überdurchschnittlich erhöhter Homocysteingehalt (also B-Vitamin- Mangel) im Serum nachgewiesen werden konnte, in diesem Zusammenhang konnte sogar eine Verringerung der Gehirnschrumpfung von bis zu 70% beobachtet werden. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Supplementierung mit B-Vitaminen bei Probanden mit einem niedrigen DHA- Gehalt in ihrem Serum überhaupt keinen Einfluss auf die Gehirnschrumpfung ausübte. DHA – ein wichtiger Bestandteil unseres Gehirns DHA ist neben der Arachidonsäure (Omega-6-Fettsäure) eine der mengenmäßig am häufigsten vorkommenden Fettsäuren im Gehirn. In den Zellmembranen der Synapsen befinden sich sogar stellenweise bis zu 70% DHA. Die Myelinschicht, die unsere Axone im Gehirn umgibt und unsere Nervenbahnen so vor „Kurzschlüssen“ und damit fehlgeleiteten Gedankengängen bewahrt, ist ebenfalls stark angereichert mit DHA. Selbst der eigentliche Vorgang des Denkens und der Erinnerung ist direkt mit der DHA im Gehirn verbunden (6). Während der gesamten Evolution von intelligentem Leben in den letzten 500 Millionen Jahren war es nicht möglich, die DHA durch eine andere mehrfach ungesättigte Omega-3-Fettsäure zu © r.classen – shutterstock.com 44

Omega 3 ersetzen. Dies bezeugt eindrucksvoll die essentielle Bedeutung dieser Fettsäure, nicht zuletzt für die menschliche Entwicklung und unsere weitere Zukunft. Man weiß, dass unser Körper, während wir schlafen, oxidiert bzw. defekte DHA aus unseren Gehirnzellen gegen frische DHA austauschen kann – dies aber nur, wenn auch genügend DHA zur Verfügung steht. Unserer Körper selbst kann keine eigene DHA in nennenswerter Menge synthetisieren. Er ist also auf die Präsenz dieser Fettsäure in unserer Nahrung angewiesen. Leider kommt DHA in signifikanter Menge nur im Öl/Fett von marinen Tieren und einigen Algenölen vor. Genau diese marinen Lebensmittel sind auch gute Quellen für Vitamin B6, B12 und Folsäure. Unglücklicherweise stehen aber diese Lebensmittel aus verschiedenen Gründen (Verfügbarkeit, wirtschaftliche Erschwinglichkeit, Tradition, …) nicht ausreichend auf dem täglichen Speiseplan vieler Personen, insbesondere nicht bei Senioren. Daher weisen häufig ältere Menschen einen oft chronischen DHA- und B-Vitamin- Mangel auf – mit fatalen Folgen für eine normale Hirnfunktion und die Sehkraft. Zusammenfassung Die VITACOG-Studie zeigt sehr eindrucksvoll, wie wichtig die B-Vitamine für eine verlangsamte Gehirnschrumpfung und damit ein gebremstes Fortschreiten einer Demenz sind – allerdings nur, wenn die entsprechende Person auch gleichzeitig über einen ausreichend hohen DHA-Gehalt im Serum verfügt. Es kommt also auf die Kombination von B-Vitaminen und DHA an. Generell empfiehlt es sich, die DHA zusammen mit dem Abendbrot einzunehmen, da es etwa fünf Stunden dauert, bis der maximale DHA-Gehalt im Serum erreicht wird und somit optimale Bedingungen für die Reparaturarbeiten im Gehirn während unseres Schlafes geschaffen werden. Wir können den langsamen altersbedingten Zerfall unserer Gehirnmasse zurzeit noch nicht völlig verhindern. Die VITACOG-Studie zeigt jedoch, dass wir diesen verlangsamen können, indem wir eine ausreichende Zufuhr an Vitamin B6, Vitamin B12, Folsäure und DHA sicherstellen. Es ist sehr wichtig, gerade im Alter auf eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung zu achten. Allerdings fällt dies mit zunehmendem Alter immer schwerer. Es wird in der Regel weniger gegessen, und auch die Auswahl an Lebensmitteln schränkt sich mehr und mehr ein. Damit kommt es vermehrt zu Mangelerscheinungen bei bestimmten Nährstoffen, die wiederum Alterungsprozesse beschleunigen – ein Teufelskreis. Sollte die normale tägliche Ernährung nicht ausreichen, um den eigenen Nährstoffbedarf zu decken, dann sollte man die Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel in Betracht ziehen. Neue vielversprechende Formulierungen und Kombinationen von Omega- 3-basierten Nahrungsergänzungsmitteln, die Synergien mit verschiedenen anderen Bioaktivstoffen wie CoEnzym Q10, Vitamin D3, Ginkgo-biloba-Extrakt, Schisandra-chinensis-Extrakt, usw. ausnutzen, wurden bereits entwickelt und zeigten in ersten kleinen Pilotstudien gesundheitsförderndes Potential (7, 8). Alterungsprozesse können durchaus verlangsamt werden und somit sind wir dem Altern nicht ganz hilflos ausgesetzt. Literatur: (1) Smith AD, Smith SM, de Jager CA, Whitbread P, Johnston C, et al. (2010) Homocysteine-Lowering by B Vitamins Slows the Rate of Accelerated Brain Atrophy in Mild Cognitive Impairment: A Randomized Controlled Trial. PLoS ONE 5(9): e12244. doi:10.1371/journal. pone.0012244 (2) . Smith AD, Refsum H. Homocysteine, B vitamins, and cognitive impairment. Annu Rev Nutr 2016;36:211-39. doi: 10.1146/annurevnutr-071715-050947. (3) Abderrahim Oulhaja,*, Fredrik Jerneren´ b, Helga Refsumb,c , A. David Smithb and Celeste A. de Jager. Omega-3 Fatty Acid Status Enhances the Prevention of Cognitive Decline by B Vitamins in Mild Cognitive Impairment. Journal of Alzheimer’s Disease 50 (2016) 547–557 DOI 10.3233/JAD- 150777 (4) Pottala JV, Yaffe K, Robinson JG, Espeland MA, Wallace R, Harris WS. Higher RBC EPA + DHA corresponds with larger total brain and hippocampal volumes: WHIMS-MRI study. Neurology 2014;82(5):435-42. (5) Samieri C, Maillard P, Crivello F, Proust-Lima C, Peuchant E, Helmer C, Amieva H, Allard M, Dartigues JF, Cunnane SC, et al. Plasma long-chain omega-3 fatty acids and atrophy of the medial temporal lobe. Neurology 2012;79(7):642-50. Doi (6) M. Crawford, et.al. Lipids in the origin of intracellular detail and speciation in the Cambrian epoch and the significance of the last double bond of docosahexaenoic acid in cell signaling. Prostaglandines, Leukotrienes and Essential Fatty Acids.166 (2021) 102230 (7) P. Lembke, A. Belluzzi, et.al. The Effect of Supplementing a Novel n-3 Polyunsaturated Fatty Acids Formulation Containing Schisandra chinensis Extract and Vitamin D3 to a Group of Elite Sport Athletes on Competition Related Stress, Anxiety and Self-confidence. Ann Appl Sport Sci 2020, 8(1) (8) P. Lembke, J. Vogelgesang. Omega-3 fatty acids, coenzyme Q10, vitamin E, -D3 and -B2: A powerful combination to reduce systolic-/diastolic blood pressure, lower heart rate and improve heartrate-variability (Short report). Academia Journal of Food Research 6(10): 069-075, October 2018 DOI: 10.15413/ ajfr.2018.0105 ISSN 2315-7763 Autor: Peter Lembke, Dr. rer. nat. (Beps Holding GmbH) April 2022 45

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