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Vitalstoffe 1/2021

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Vitalstoffe ist die erste Zeitschrift in deutscher Sprache, die sich zum Ziel setzt, umfassend über die Roh- und Wirkstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln sowie über deren Darreichungsformen zu berichten. Im Mittelpunkt stehen die Produktion und Mischung von Rohstoffen und deren Wirkung auf die menschliche Gesundheit. Wissenschaftlich fundierte Informationen und Studien bieten die Möglichkeit der Aufklärung, die durch die Health Claims Verordnung immer schwieriger geworden ist.

V italstoffe

V italstoffe Deutschland: Tägliche Zufuhr an Folat-Äquivalenten extrem mangelhaft Wenn der Körper es nicht selbst kann Von Diana Kalustova Folate (auch als Vitamin B9 oder Vitamin B11 bezeichnet) werden vom menschlichen Körper nicht selbst erzeugt. Folate sind jedoch in höchstem Maße lebenswichtig, denn sie sind an einer Vielzahl für die Zellteilung unabdingbarer Stoffwechselprozesse beteiligt. Der Körper ist also auf die Folat-Zufuhr über die Nahrung angewiesen. Neueste Untersuchungen zeigen, dass 86 Prozent der Frauen und 79 Prozent aller Männer in Deutschland die täglich notwendige Menge an sogenannten Folat-Äquivalenten nicht erreichen. In der Folge zeigen sich häufig Mangelerscheinungen mit teils katastrophalen Auswirkungen auf Zellteilungs- und Wachstumsprozesse. Davon betroffen sind insbesondere ältere Menschen, Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft, aber auch Kinder und Heranwachsende sowie Genesende. mehr als der Hälfte aller Erwachsenen in Deutschland nicht erreicht. Die Bezeichnung Folate lässt sich zurückführen auf das lateinische Wort „folium“ für Blatt – ein Hinweis darauf, dass grüne Blattgewächse wie Spinat, Rosenkohl etc. zu den angestammten Lieferanten dieses hitze- und lichtempfindlichen Vitamins zählten. Heute weiß man, dass sich Folate unter anderem auch in Hefen, Getreidekeimen, Hülsenfrüchten sowie in Kalbs- und Geflügelleber finden. Die Bandbreite an Lebensmitteln, die einen relativ hohen Gehalt an Folaten aufweisen, lässt sich noch erheblich erweitern. Allerdings sind vor allem beim Kochen von Fisch, Fleisch oder Gemüse hohe Zubereitungsverluste zu berücksichtigen. Diese Verluste sind auf Grund der hohen Oxidations- und Hitzeempfindlichkeit von Nahrungsfolaten mit >50 Prozent anzunehmen. Bereits 2008 hat das Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel eine Unterversorgung der Bevölkerung mit Folaten nachgewiesen (1). Entsprechend dieser Studie wird die empfohlene tägliche Aufnahmemenge von 300 µg an Folat-Äquivalenten von Abb. 1: Zur Vitamin B9-Prävention in Schwangerschaft und Stillzeit siehe Artikel 30

Wichtiges Wissen über Vitamin B9, Folat und Folsäure Abb. 3: Die chemische Formel der in der Natur nicht vorkommenden Pteroylmonoglutaminsäure. Von dieser leiten sich alle unter Folsäure subsummierten Vitamere ab. © MandicJovan – Shutterstock Wofür sind Folate wichtig? Folate sind entscheidend beteiligt an der Zellreifung, Zelldifferenzierung und Zellteilung. Davon direkt betroffen sind das Gewebewachstum und die Bildung von roten und weißen Blutkörperchen sowie von Schleimhautzellen. Gleichermaßen können Folate durch Anregung einer vermehrten Zellbildung auch die Hirntätigkeit verbessern. Neuere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Folsäure einen Beitrag zum Schutz vor Herz- Kreislauf-Erkrankungen leistet. Folsäure soll das Arteriosklerose-Risiko senken, indem es den Homocysteinspiegel im Blut verringert. Ein hoher Homocysteinspiegel im Blut gilt als eine der Gefährdungskomponenten für Arteriosklerose. Gefahren in der Schwangerschaft Besondere Aufmerksamkeit sollten Frauen schon vor einer Schwangerschaft, während der Schwangerschaft und in der Stillzeit dem Thema Folatbzw. Vitamin-B9-Mangel widmen. Der Grund dafür: Folate sind an der Übertragung kleiner Kohlenstoffeinheiten, sogenannter C1-Einheiten, beteiligt, die für viele Prozesse der Zellteilung und Zelldifferenzierung unabdingbar sind. In der Schwangerschaft steht neben der Gesundheit der Schwangeren stets die gesunde Entwicklung des Ungeborenen im Mittelpunkt. Bei Folat-Mangel kann es beim Fötus zur Ausbildung von Neuralrohrdefekten kommen. Dazu gehört ein offener Rücken, also eine Spina bifida, die bei etwa der Hälfte der betroffenen Neugeborenen auftritt. Eine Anenzephalie ist bei rund 40 Prozent der Fälle anzutreffen. Bei einer Anenzephalie hat sich die Schädeldecke nicht geschlossen, und es fehlen in unterschiedlichem Umfang Teile des knöchernen Abb. 2: D-A-CH-Referenzwerte für die tägliche Folat-Zufuhr (2) Schädeldaches, der Hirnhäute, der Kopfhaut und des Gehirns. Das Stammhirn ist lediglich bei einem Viertel der Fälle entwickelt. Teile des Großhirns und die Neurohypophyse, das Zwischenhirn sowie das Schädeldach fehlen ganz oder teilweise. Auch Fehl- oder Totgeburten sind häufig die Folge, ebenso schwerste Behinderungen wie Querschnittslähmung oder Wasserkopf. Schwere Neuralrohrdefekte sind nicht selten – von 1000 Neugeborenen sind 1 bis 1,5 betroffen. Folat-Vorsorge auf jeden Fall bis zum Ende der Stillzeit empfohlen Bei geplanten Schwangerschaften sollte die Einnahme von qualitativ hochwertigen Folaten (nicht Folsäure!) mindestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft beginnen und bis zum Ende des ersten Trimenons beibehalten werden. Zur Prävention von Neuralrohrdefekten zusätzlich zu einer Folat-reichen Ernährung wird laut D-A-CH-Referenz die tägliche Gabe von 550 µg Folat-Äquivalent empfohlen, während der Stillzeit sollten immer noch 450 µg Folat-Äquivalent supplementiert werden, weil der Folat-Bedarf durch die Folat-Abgabe über die Muttermilch erhöht ist (Abb.2). April 2021 31

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