Komponenten Dichtungen Das Rundum-Sorglos-Paket für Trinkwasserdichtungen mit KTW-BWGL-Konformität Dipl.-Ing. Norbert Weimer Mit der KTW-BWGL (Bewertungsgrundlage für Kunststoffe und andere organische Materialien im Kontakt mit Trinkwasser) ist eine neue Regelung in Kraft getreten, die den Umgang mit Dichtungsmaterialien im Trinkwasser stark beeinflusst. Bekannte Dichtungsmaterialien dürfen nicht mehr eingesetzt werden und konforme neue Dichtungstypen sind rar. Ein Umdenken bei den Einkäufern von Trinkwasserdichtungen ist notwendig Das Umweltbundesamt (UBA) hat Anforderungen an Bauteile im Bereich der Trinkwasserversorgung aufgestellt. Im Bereich der Elastomer- und Faserweichstoffdichtungen ist die KTW-BWGL für Organische Materialien maßgebend. Produkte und Bauteile aus organischen Materialien werden in Bezug auf die eingesetzten Ausgangsstoffe (Vormaterialien) und deren Stoffübergang ins Trinkwasser bewertet. In den Positivlisten des UBA sind die Rohstoffe gelistet, die zur Herstellung von Elastomeren im Kontakt mit Trinkwasser verwendet werden dürfen. Die Liste für organische Materialien gilt auch für die mit Elas tomeren gebundenen faserverstärkten Dichtungsplatten (FA – Dichtungsplatten auf Basis von Fasern). In der Positivliste sind die vollständig bewerteten Stoffe aufgeführt (Monomere, Füllstoffe, Weichmacher, Alterungsschutzmittel, Verarbeitungs-Hilfsstoffe, Vernetzungsmittel, etc.). Die Übergangsfrist für Dichtungsmaterialien, die unbewertete oder teilbewertete Rohstoffe beinhalten, gilt nur noch wenige Monate. Dann ist die Umstellung auf neue Dichtungsmaterialien unausweichlich. dass die bisherigen Rezepturen für Produkte, die für die Trinkwasseranwendung gedacht waren, in diesem Anwendungsbereich nicht mehr verwendet werden dürfen. Dabei ist es schmerzlich, dass die bisher gewohnte Anwendungsbreite auf Grund der Beschneidung der möglichen Zutaten nicht mehr gewährleis tet ist. Dies trifft insbesondere auch die Weiterverarbeiter, wie Stanzer und technische Händler, die sich hinsichtlich der Ausnutzung der Dichtungsplatten beim Stanzen und bezüglich der Lagerhaltung für verschiedene Einsatzgebiete (z. B. Trinkwasser, Gas, Temperaturbereiche etc.) neu einrichten müssen (Lagerhaltung und Kalkulation). Ebenso könnte es für Armaturen-, Pumpen- und Gerätehersteller ein Problem werden, wenn in der Produktion eine Zuordnung verschiedener Dichtungswerkstoffe zu verschiedenen Anwendungsbereichen nicht machbar (bsp.: Heizgeräte mit Dichtungen für Gas sowie Heiz- und Trinkwasser) und die „Eine für alles Dichtung“ nicht mehr erhältlich sein sollten. Dies alles führt dazu, dass sich Anwender und auch die Lieferkette frühzeitig um eine gut funktionierende Alternative kümmern sollten. Hier bietet der Dichtungsmaterialhersteller Klinger mit einem neuen Produkt, der KLINGERSIL C-4240, die neue Flachdichtung auf Basis von Fasern (FA), hervorragende Möglichkeiten, dieses Problem deutlich abzumildern. Dieser Dichtungstyp (FA) wird sehr häufig in Trinkwassersystemen eingesetzt. Er ist auf Grund des Bindemittels (Elastomer) durch die neue Regelung KTW-BWGL betroffen. Die Reduzierung der erlaubten Zutaten für den Produktionsprozess ist so groß, dass der Walz- und Vulkanisierungsvorgang höchstes Knowhow erfordert, um überhaupt eine Dichtungsplatte unter diesen Bedingungen herstellen zu können. Bisher hat es nur der Hersteller KLINGER geschafft, eine FA-Dichtungsplatte zu entwickeln, welche die Konformität nach der KTW-BWGL in der Risikoklasse P2 besitzt. Die Risikoklasse P2 muss erfüllt werden, wenn die trinkwasserberührende Oberfläche mehr als 1 % der Gesamtoberfläche des Bauteils beträgt. Zuverlässigkeit ist auch in der Montage wichtig In der Trinkwasserinstallation finden wir zwei typische unterschiedliche Anwendungsfelder. Für das eine Feld Die Lieferkette muss reagieren - es sind nur noch wenige Monate Zeit Für den Hersteller von FA-Dichtungsplatten bedeutet diese Situation, Abb. 1: Die neue Flachdichtung KLINGERSIL C-4240 auf Basis von Fasern 100 PROZESSTECHNIK & KOMPONENTEN 2024
Komponenten Dichtungen steht der Monteur, der mit seinem Werkstattwagen seine Kunden besucht. Vor Ort unter oft widrigen Bedingungen Bauteile austauscht oder neu montiert und mit seiner Erfahrung und Qualifikation für das Handwerk steht. Das andere Anwendungsfeld ist die industrielle Fertigung von zusammengesetzten Bauteilen und Geräten vom Wasserfilter über die Armatur oder Pumpe bis zum Heizgerät. Hier sind exakte Montagebedingungen und hohe Wiederholgenauigkeit von Montageprozessen zu erwarten. Das Dichtungsmaterial muss also eine gleichbleibende Qualität besitzen, um eine industrielle Fertigung mit immer gleichem Verhalten zu sichern. Zusätzlich muss es einen breiten Anwendungsbereich haben, um auch manuelles Montieren unter unterschiedlichen Bedingungen zu ermöglichen. So hat der Hersteller mit dem neuen Produkt eine Dichtungsplatte entwickelt, die hinsichtlich ihres Verhaltens seinen bisherigen Dichtungsmaterialien sehr ähnlich ist. Gerade dieses Verhalten macht es dem Anwender möglich, ohne spezielle Umstellungen das neue Dichtungsmaterial einsetzen zu können. Das Pressungsverhalten und die Stabilität sind so, wie es sich der Anwender wünscht. Obwohl es aufgrund der extrem reduzierten Vernetzungschemie schwierig ist, ein gut vulkanisiertes Produkt zu erzeugen, hat die Entwicklungsmannschaft bei KLINGER hervorragende Arbeit geleistet. Welche Flachdichtungen sind ebenso im Trinkwasser mit höheren Oberflächenanteilen einsetzbar? Parallel zu den Faserstoffmaterialien gibt es weitere Dichtungsmaterialien in Form von stanzbaren Platten und auch fertige Dichtungen, welche die neuen Anforderungen erfüllen. In den Bereich Kunststoffe fällt die mit Siliziumcarbid hochgefüllte Dichtungsplatte auf PTFE-Basis „KLINGERtop-chem 2000“. Für diesen Werkstoff liegt die Konformitätsbestätigung bereits vor. Außerdem werden in der Trinkwasserversorgung oft die so genannten Gummi-Stahl-Dichtungen verwendet – meist in Erzeugungs- und Verteilsystemen, bei denen Flanschverbindungen mit beschichteten Abb. 2: Dichtungsplatte KLINGERtop-chem 2000 auf PTFE-Basis Oberflächen verbaut werden. Bei diesen Dichtungstypen ist die Situation ähnlich – eine Konformität zur KTW- BWGL ist bisher nur für die KLINGER KGS GII aus speziellem EPDM bekannt. Abb. 3: Gummi-Stahl-Dichtung KLINGER KGS GII aus speziellem EPDM Weitere Zulassungen und Zertifikate für die Faserdichtung KLINGERSIL C-4240 In den letzten Jahren ist es sehr zeitraubend geworden, bei Instituten und Organisationen die Dichtungsmaterialien prüfen zu lassen und entsprechende Zertifikate zu erhalten. Daher stehen diese Informationen bei einem neuen Produkt nur nach und nach zur Verfügung. Nachdem die trinkwasserhygienische Beurteilung nach der Elastomerleitlinie und dem DVGW-Arbeitsblatt W 270 im Jahr 2021 abgeschlossen wurde, konnte KLINGER im Jahr 2022 auch den Nachweis zur Dichtheit für den Einsatz in Gasanwendungen führen. Das DIN-DVGW-Baumusterprüfzertifikat nach DIN 3535-6 für den Einsatz bei Gasanwendungen liegt vor. Nun, wir haben mittlerweile das Jahr 2024, stehen auch die englische Trinkwasserzulassung bei der WRAS und des Statement nach EU 1935/2004 zur Verfügung. Sogar die Konformität zur neugestalteten BfR ist gegeben! Aktuell ist die Prüfung für die Zulassung nach der französischen ACS im Gange. Zum Zeitpunkt der Drucklegung wurde die Prüfung der Rohstoffe erfolgreich abgeschlossen. Für Hersteller von Geräten für die Warmwassererzeugung ist dies alles ein gewaltiger Vorteil, denn es ist schwierig, einen Unterschied zwischen Trinkwasserdichtungen und Dichtungen für die gasführenden Teile in der Serienfertigung zu machen. Der Export von Produkten und Geräten für die Trinkwasserversorgung in verschiedene europäische Länder und Regionen wird durch die vielen Zulassungen und Konformitäten ebenso erleichtert bzw. erst möglich. Hilfreich ist das breite Spektrum an Zulassungen und Konformitäten auch für den Stanzer und technischen Händler, der die Dichtungsplatten aufgrund der zusätzlichen Anwendungsmöglichkeiten viel besser ausnutzen kann. Fazit für Entwickler, Konstrukteure, Planer und Installateure Für den verantwortungsvollen Hersteller und Vertreiber von Armaturen, Pumpen und Geräten im Anwendungsbereich Trinkwasser wird es immer dringender, den Umstellungsprozess auf die amtlich geforderte Dichtungsqualität einzuleiten. Gerade bei industriell produzierten Bauteilen, Geräten und Anlagen muss jetzt gehandelt werden, um den Umstellungsprozess erfolgreich vor dem finalen Datum abgeschlossen zu haben. Mit drei verschiedenen Dichtungstypen bietet Klinger die Möglichkeit, die passenden Dichtungen für neu zu zertifizierende Bauteile und Geräte auszuwählen, so dass ohne großen Aufwand die notwendigen Nachweise selbst für den Risikobereich P2 erbracht werden können. Autor: Dipl.-Ing. Norbert Weimer, KLINGER GmbH, Idstein www.klinger.de PROZESSTECHNIK & KOMPONENTEN 2024 101
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ca. 5 % ca. 15 % ca. 76 % Abwärme
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