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Hygiene Report 4/2022

HYGIENE Report ist das Forum für Qualitätssicherung in der Lebensmittel- und Getränkeindustrie. In Zusammenarbeit mit hochkarätigen Autoren aus Wissenschaft und Wirtschaft berichtet das Periodikum anwenderorientiert und praxisnah zu allen relevanten Aspekten rund um das Thema Qualitätssicherung. Themen sind beispielsweise Hygiene Management, Messtechnik, Berufskleidung, Reinigung, HACCP, Personalhygiene und mikrobiologische Nachweise mit all ihren rechtlichen und gesetzlichen Problemen.

Schwerpunkt 4·22

Schwerpunkt 4·22 beeinträchtigt oft auch die Prophylaxe? Schlüssige Antworten auf solche Fragen liefert in der Regel immer eine auch vom IFS in 4.13.1 und BRC 2.7.2 geforderte Gefahrenanalyse. Prophylaxe per eMitter Funktechnik: Geht das – und wie? Abb. 3: Schlagfallen ohne Köderbox ermöglichen Fluchtversuche. Diese Ratte wurde am Oberschenkel statt im Genick getroffen. Vorweg die definitive Antwort – Ja, es geht! Denn schon seit längerem hat man in der professionellen Schädlingsbekämpfung erfolgreiche Schadnagerprophylaxe sowohl gegen Ratten im Außenbereich als auch gegen Mäuse im Innenbereich durchgeführt. Völliges Neuland ist das also nicht, aber man benötigte, um gleichzeitig auch einen ersten Schritt hin zur sofortigen Bekämpfung getan zu haben, in der Vergangenheit immer toxische Köder oder NonTox-Köder, um anhand der Fraßspuren einen Befallsnachweis führen zu können. Der Einsatz und die Anwendung toxischer Köder ist aber über den Gesetzgeber seit 2013 immer mehr reglementiert worden und somit gemäß den aktuellen Anwendungsvorschriften eigentlich nicht so wirklich willkommen. Seit jüngster Vergangenheit können sehr erfolgreich aber auch Schlagfallen in Verbindung mit einem Funksystem zur Prophylaxe von Ratten und Mäusen eingesetzt werden. Was sich im ersten Moment zwar eher als obsolet und geschichtsträchtig anhört, ist bei genauer Betrachtung ein modernes und zeitgemäßes Verfahren, da es einzig bei den Schlagfallen selbst nicht bleibt. Weitere Komponenten wie spezielle Köderboxen für Schlagfallen, aromatisierte Nara-Kunststoffköder, ein Funksystem sowie das Nara-Monitoring- Spray kommen hinzu. In den speziell für dieses Verfahren entwickelten Kunststoffköderboxen müssen zunächst die Schlagfallen installiert werden. Das hat den gravierenden Vorteil, dass Mäuse und Ratten dem Schlagbügel durch blitzschnelle Reaktionen nicht mehr entkommen können. Entweder man bestückt dann die Schlagfalle selbst oder die Köderbox mit einem aromatisierten Kunststoffköder. Als Aromen stehen Vanille, Fisch, Fleisch, Mango oder Schoko- Nuss zur Auswahl, so dass man den Schadnagern als Alternative zu selbst genutzten Rohstoffen und/oder Fertigwaren immer eine weitere attraktive Nahrungskomponente vorgaukeln kann, was sowohl bei Mäusen als auch bei Ratten den Schlagfallen über drei Monate hinweg eine hohe Attraktivität verleiht. Ein Funkmodul, das ebenfalls in der speziellen Köderbox installiert wird, sowie ein dazu passendes Funksystem machen regelmäßige bzw. tägliche Kontrollen der Fallen völlig überflüssig, denn sobald eine Schlagfal- le ausgelöst hat, bekommt man eine Meldung auf den PC oder das Handy bzw. es ertönt ein nicht zu überhörender Piepton. Selbst in Fachkreisen vielfach nicht bekannt ist die Tatsache, dass neue Köderboxen und Schlagfallen aus Plastik zunächst einen für Mäuse und Ratten negativen sowie abstoßenden Plastikgeruch aufweisen. Folge davon ist, dass Schlagfallen und/oder Köderboxen von den Schadangern zunächst gemieden werden, was die Prophylaxe massiv beeinträchtigen kann. Abhilfe schafft hier ein neuartiges Monitoring-Spray mit verschiedenen Aromen, das a) den negativen Plastikgeruch eliminiert und b) den Schlagfallen sowie Köderboxen zusätzlich eine hohe Attraktivität verleiht. Doch damit nicht genug: Dieses Spray kann auch dazu genutzt werden, um einen Weg zu dem jeweiligen Monitoringsystem zu legen, die Schadnager also dahin zu lenken, wo man sie haben will, was die Prophylaxe noch einmal durch eine weitere attraktive Komponente verbessert. Detailliert wurde dieses Verfahren mit all seinen Komponenten bereits im Hygiene Report 4/2016 (S.10-13) besprochen. Mit entscheidend für den Erfolg eines solchen Verfahrens ist die richtige Positionierung der Schlagfallen in dem betreffenden Lebensmittelbetrieb. Liegen die Monitoringsysteme nämlich außerhalb der Reviere der Schadnager, wird ein rascher und nachhaltiger Erfolg auf sich warten lassen. Man muss bzw. sollte als Schädlingsbekämpfer also wissen, wo die Reviere und Laufwege der Schadnager sind. Nur so lassen sich die zur Prophylaxe eingesetzten Systeme zielgenau einsetzen. Kot-, Urin- und Laufspuren sind dabei zwar ein probates Hilfsmittel, aber nicht immer ein zuverlässiges und sicheres Indiz für ein Revier. Ein Hilfsmittel für solche verzwickten Situationen sind digitale Nachtsichtkameras mit Bewegungssensoren. Sie liefern farbige Bilder am Tag und schwarz-weiße in der Nacht und zeigen, wo Bewegungsabläufe von Schadnagern stattfinden. Abb. 4: Verdreckte Schadnagerköderboxen nutzen weder zur Prophylaxe noch zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen. Ein weiteres Hilfsmittel ist ein neu auf den Markt gekommener Monitoring-Schaum. Dieser wird auf die vermeintlichen Laufwege und in die vermeintlichen Reviere gesprüht. Wenn Nager in den Schaum treten, verraten sie über Ihre Fußabdrücke ihre 6 www.hygiene-report-magazin.de

september Schwerpunkt Anwesenheit und dass sie sich in diesen Arealen bewegen. Mit Größe und Art der Fußabdrücke lässt sich auch – ohne jemals zuvor einen Schadnager gesehen zu haben – erkennen, ob es Mäuse oder Ratten sind. Einzeln, aber auch Nachtsichtkameras und Monitoring-Schaum in Kombination verbessern die zielgenaue Schadnagerprophylaxe immer um ein Vielfaches. Prophylaxe mittels eMitter Kamera- und Funktechnik – geht das und wenn ja, wie? Auch hier vorweg die definitive Antwort – Ja, es geht! Denn schon seit längerem hat man in der professionellen Schädlingsbekämpfung erfolgreiche Schädlingsprophylaxe sowohl gegen Schadinsekten als auch gegen Schadnager durchgeführt. Völliges Neuland ist dies also nicht, aber man benötigte, um einen sicheren Befallsnachweis führen zu können, regelmäßige Kontrollen der einzelnen Monitoringsysteme. Je nach Inspektionsintervall war dieses mit einem erheblichen Zeitverlust verbunden. Man war also punktgenau nur an dem jeweiligen Servicetermin des Schädlingsbekämpfers informiert, in den zwischen den Serviceterminen liegenden Zeiträumen aber nicht. Dies hat sich jetzt mittels der Kombination Kamera- und Funktechnik verändert und erheblich verbessert. Die einzelnen Monitoringsysteme werden dazu mit einer Kamera bestückt, die auf das Innenteil des jeweiligen Monitoringsystems gerichtet ist. In regelmäßigen Zeitabständen werden die Systeme innen fotografiert. Sodann vergleicht das digitale System den Zustand des Monitoringsystems mit dem vorherigen Bild. Hat sich eine Veränderung zu dem vorherigen Bild ergeben, dass z.B. der Köder jetzt von Schadnagern angefressen ist, was vorher nicht der Fall war, oder jetzt Motten und/ oder Schaben in der Falle sind, was vorher nicht der Fall war, werden die Verantwortlichen wiederum per Funk informiert. Während man früher also über den Befallsstatus nur am jeweiligen Servicetermin des Schädlingsbekämpfers informiert war, wird man mit dem Permanent Monitoring täglich über die augenblickliche Befallssituation informiert. Abgesehen vom Vorteil der täglich aktuellen Information Abb. 5: Schabenfalle mit Kamera und Funktechnik. Fotos: Thomas F. Voigt hat man darüber hinaus noch den immensen Vorteil, dass man sofort nach Eintritt einer Befallssituation Gegenmaßnahmen ergreifen kann, so dass sich ein Befall i.d.R. niemals massiv etablieren kann. Ist der Schädlingsbekämpfer als Dienstleister überflüssig? Nein – auf keinen Fall! Der Schädlingsbekämpfer ist nach wie vor absolut notwendig und ein wichtiger Partner für die Lebensmittelbranche. Zwar entfallen bedingt durch das Permanent Monitoring die regelmäßigen Kontrollen der einzelnen Monitoringsysteme, aber alle müssen ja zunächst erst einmal korrekt, sach- und fachgerecht installiert werden. Denn ohne eine korrekte Installation dieser Systeme nutzen auch die ganzen Automatismen nichts. Und die verantwortlichen Mitarbeiter in den Lebensmittelbetrieben werden sicherlich nicht in der Lage sein, die im Betrieb notwendigen Monitoringsysteme fachlich korrekt zu installieren. Hinzu kommt, dass es nur allein mit der Installation nicht getan ist. Die einzelnen Monitoringsysteme müssen gewartet und gepflegt werden, so dass Pheromone, Lockstoffe, Köder und Klebefolien, um nur einige zu nennen, in bestimmten Intervallen erneuert werden müssen. Und auch die Funksysteme sowie Kameratechnik bedürfen der regelmäßigen Wartung, was über den Schädlingsbekämpfer abgewickelt werden muss. Ferner weiß man, dass sich mit einem noch so durchdachten und perfekten Prophylaxesystem Schädlinge niemals gänzlich verhindern lassen. Womit beim Auftreten von Schädlingen auch wiederum der Schädlingsbekämpfer zum Einsatz kommt. Ferner fordern Gesetzgebung und Standards (IFS, BRC etc.) eine Dokumentation, was ebenso zum Aufgabenbereich des Schädlingsbekämpfers gehört. Damit bleibt der Schädlingsbekämpfer trotz aller jetzt möglichen automatischen Abläufe ein zwingend notwendiges Element beim Thema Schädlinge, Prophylaxe und Bekämpfung in Lebensmittelbetrieben. Fazit Man darf nicht der irrigen Meinung verfallen, dass mit diesen zuvor beschriebenen Automatismen die Quadratur des Kreises gelungen sei. Denn Fehler, Mängel und Versäumnisse in der Schädlingsprophylaxe, verursacht durch einen unprofessionellen Schädlingsbekämpfer, können auch nicht durch ein Funkmodul und/oder eine Kameratechnik kompensiert werden. Ist eine Insektenfalle falsch installiert und/ oder ein Nagermonitoring falsch positioniert, können trotz aller Automatismen Schädlinge in den Betrieb gelangen und sich hier unbemerkt etablieren. Aber auch Fehlverhalten der Lebensmittelbetriebe selbst, wie mangelnde Hygiene, schlechte Reinigung, bauliche Mängel oder schlechtes Abfallmanagement haben zur Folge, dass die ohnehin in allen Lebensmittelbetrieben guten Lebens- und Entwicklungsmöglichkeiten für Schädlinge nochmals optimiert werden und die Schädlingsprophylaxe mit diesem Fehlverhalten massiv beeinträchtigt oder gar ausgehebelt wird, also kontraproduktiv ist. Auch dieses Fehlverhalten der Betriebe wird durch zeitgemäße Prophylaxe Systeme nicht kompensiert. Es darf ferner nicht außer Acht gelassen werden, dass die Automatismen via Funkmodul und/oder Kameratechnik ein fachlich korrektes Prophylaxesystem voraussetzt. Vor diesem Hintergrund sollte man a) die im Lebensmittelbetrieb vom Schädlingsbekämpfer umgesetzten Maßnahmen und b) das eigene Verhalten in regelmäßigen Abständen von einem neutralen, unabhängigen Sachverständigen überprüfen lassen. Denn was und wem nutzt der ganze Kostenaufwand, wenn Fehler, Mängel und Versäumnisse vorliegen und das installierte Prophylaxesystem seine eigentliche Wirkung nicht entfalten kann bzw. untergraben wird? Sachverständigenbüro Schädlingsbekämpfung Thomas F. Voigt Postfach 12 17 D-69511 Laudenbach 7

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