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Getränke! Technologie & Marketing 5/2021

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Die Fachzeitschrift Getränke! Technologie & Marketing bietet mit fundierten Hintergrundberichten, Analysen und Reportagen sowie Kommentaren einen umfassenden und komplexen Überblick über die aktuellen Entwicklungen der industriellen Getränkeherstellung.

ENTWICKLUNG INNOVATIVER

ENTWICKLUNG INNOVATIVER VERFAHREN ZUR NUTZUNG VON HANF Marktnische – Getränke aus Hanf Die Hanfindustrie hat die Kunst gemeistert, mit Hanf angereicherte Brote, Kuchen und Aufstriche erfolgreich zu vermarkten. Nun macht sie sich daran, auch den Getränkemarkt mit hanfhaltigen Produkten anzureichern und den Konsumenten mit trinkbarem Cannabis zu geschmacklicher Neugier zu verführen. Getränke aus Hanf gelten aktuell zwar noch als Nischenprodukte, jedoch verspricht der Hanfmarkt in Zukunft einen enormen Anstieg. Hanf zählt zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt und wurde von vielen Urvölkern in allen Erdregionen aufgrund seines hohen Nährwerts als Grundnahrungsmittel sehr geschätzt. Auch als Stoff zur Herstellung von Kleidern und Seilen wurde Hanf traditionell verwendet. Heutzutage ist die Pflanze in breiten Kreisen hauptsächlich aufgrund der berauschenden Wirkung ihrer Blätter und Blüten bekannt, was ihr keinen besonders guten Ruf bescherte. In Deutschland wie auch in vielen anderen Ländern ist nämlich die Nutzung von Hanf als Rauschmittel verboten. Lediglich zu Arzneimittelzwecken in der Naturheilkunde darf psychoaktiver Hanf hierzulande in Verkehr gebracht werden. Illustration: Signnature Products Vielfältige Nutzung von Hanf gewinnt an Bedeutung Aufgrund der vielen Restriktionen der Droge Cannabis fällt es vielen Menschen heutzutage schwer, sich Hanf noch als vollwertiges Lebensmittel vorzustellen. Bereits der Eintritt in den Hanfmarkt ist eine Herausforderung für sich, weil überall auf der Welt unterschiedliche gesetzliche Regelungen bezüglich der Zulassung der Produkte herrschen. Dadurch wird der Export von hanfhaltigen Produkten in andere Regionen beziehungweise ins Ausland erheblich erschwert. Dennoch hat in Europa seit den 1990er-Jahren die landwirtschaftliche Nutzung von Hanf wieder an Bedeutung zugenommen und sich seitdem stetig weiterentwickelt. Die in der Landwirtschaft angebauten Faser- und Nutzhanfsorten dürfen jedoch lediglich einen THC-Gehalt von maximal 0,2 % aufweisen. Alle Bestandteile des Hanfes können nahezu restlos verwertet werden, weshalb die Pflanze auch eine nachhaltige Quelle für verschiedene Rohstoffe bildet, die in der Industrie vielseitig einsetzbar sind. Aus den robusten Hanffasern produziert man schon seit Jahrtausenden sehr hochwertige Stoffe, welche zu langlebigen Textilien weiterverarbeitet werden. Die Fasern werden aus den Schäben der Hanfpflanze hergestellt, welche kompostierbar sind und sich im Übrigen auch als Tiereinstreu eignen. In der Bauindustrie hat sich Hanf bereits seit Jahren als ökologisch verträglicher Dämm- und Baustoff etabliert, und genauso in der Papierindustrie wächst das Interesse an der Pflanze zunehmend. Auch in der Medizin erweist sich das in der Hanfpflanze enthaltene THC als wirksames Hilfsmittel gegen viele verschiedene Krankheitsbilder und Beschwerden. Foto: Adobe Stock Die Blüten und Blätter des Nutzhanfs sind reich an Proteinen, Vitaminen, Mineralstoffen, Polyphenol und gesunden Fettsäuren, weshalb ihnen viele gesundheitliche Vorteile zugesprochen werden. Sie sollen eine entzündungshemmende, beruhigende und schmerzlindernde Wirkung haben und unter anderem auch bei Angstzuständen, Schlafstörungen und Depression helfen können. Die Samen sowie das Öl der Hanfpflanze erfreuen sich in der Küche wachsender Beliebtheit und haben als gesunde Zutaten zum Beispiel für Brot, Salate und Müslis bereits Einzug in viele herkömmliche Rezeptbücher gehalten. Auch als Futtermittel für Tiere eignen sich die Samen hervorragend. Hanföl enthält eine große Menge an mehrfach

ROH- UND INHALTSSTOFFE | Hanf ungesättigten Fettsäuren und zählt auch zu den wenigen Ölen, welche einen hohen Gehalt an Gamma­ Linolensäure aufweisen. Außerdem hat es nicht nur einen guten Geschmack, sondern auch eine angenehme Duftnote und wird deshalb gerne Reinigungsmitteln und Kosmetikprodukten, wie z.B. Parfüms und Cremes beigemischt. Hanf in Getränken und Spirituosen Hanf ist mittlerweile auch in der Welt der Getränke und Spirituosen zu einem häufigen Gesprächsthema geworden. Die Produktpalette von Getränken auf Hanfbasis ist umfangreich: Von Tonic Water, Tee, Eistee oder Limonade, Milch, Softdrink oder Enery Drink bis hin zu alkoholhaltigen Spirituosen, wie beispielsweise Vodka, Bier oder Rum, ist alles dabei. Auch als Zutat in Gemüse- und Obstsäften kann Hanf zur Optimierung des Geschmacks beitragen und den Nährwertanteil erhöhen. Je nach Inhaltsstoff und Getränkesorte können Geschmack und Wirkung des Produktes erheblich variieren. Aber keine Sorge: Hanfgetränke, die in Deutschland verkauft werden, machen nicht high und sind legal zu erwerben. Im Gegensatz zu Kanada dürfen sie aber keine oder lediglich minimale Mengen des Cannabinoids THC enthalten, welches für die psychoaktive Wirkung der Droge Cannabis verantwortlich ist. Zur Herstellung der Getränke werden Samen, Blätter oder Blüten der Hanfpflanze verwendet. Der aus Getrocknete Bio-Hanfsamen den Blätter- und Blütenbeständen des Nutzhanfs gepresste Hanfsaft bildet die Basis für die Herstellung verschiedener alkoholischer und nichtalkoholischer Getränke. Bei der Ernte des Nutzhanfes werden zunächst Blätter und Blütenbestände für die Kaltpressung eingesammelt, während der untere Teil der Pflanze zur Fasergewinnung weiterverarbeitet wird. Der Saft wird aus der Pflanze gepresst und schließlich in die Produktion von Getränken eingeführt. Er kann als eigenes Getränk oder als Nahrungsergänzungsmittel konsumiert werden, findet aber auch in Medizin- und Kosmetikprodukten Verwendung. Wegen seiner geschmacksverstärkenden Wirkung ist der proteinreiche Saft hervorragend zum Würzen von Getränken und Speisen geeignet und kann als alternative Lösung den Zucker- und Salzverbrauch in der Nahrung reduzieren. Foto: Adobe Stock Anwendungsmöglichkeiten von Hanfbestandteilen Nebst Hanfsaft können aus Bestandteilen der Hanfpflanze auch viele andere füssige Produkte produziert werden. Hanfhaltiger Eistee wird gerne mit Hanfblütensirup und -Extrakten angereichert, um seine Geschmacksnote zu optimieren. Hanfmilch wird aus den Samen der Hanfpflanze gewonnen und bildet eine gute Quelle für essenzielle Aminosäuren, Magnesium, Kalium, sowie Omega-3 und 6-Fettsäuren. Die Blüten, Blätter oder auch lediglich das Aroma der Pflanze kann als Brauzutat für Hanfbier verwendet werden. Auf Basis von Hanfsaft hergestelltes Hanfbier ist glutenfrei und energiereduziert, benötigt keinen Getreidemaische-Zusatz und kann den bitteren Geschmack des Hopfens ersetzen, weil dieser ebenfalls zur Familie der Hanfgewächse gehört. In den vergangenen Jahren haben vor allem die technologischen Verbesserungen im Bereich der Getränkeherstellung dazu beigetragen, wohlschmeckende Getränke auf Hanfbasis erfolgreich auf dem Markt zu etablieren. So hat man es mithilfe eines innovativen Infusionsverfahrens beispielsweise geschafft, das Hanföl wasserlöslich zu machen, indem man es bei der Produktion in mikroskopische Partikel zerlegt und mit einem speziellen Emulgator vermischt. Dadurch, dass der Emulgator sowohl an das Öl als auch an die Wassermoleküle andockt, werden die Cannabinoide gleichmäßig im Wasser dispergiert. Dieses Verfahren gewährleistet eine homogene Produktkonsistenz und eine präzise Dosierung. Mithilfe von Hochtemperatur-Kurzzeit-Pasteurisierungstechniken (HTST) sorgt man für die Haltbarkeit der Getränke, wobei weder die entsprechende Emulsion, noch der Geschmack oder die Textur verloren gehen. Die Verdampfung mit Wärmetauschern erweist sich ebenfalls als eine hilfreiche Methode, um die Getränke auf die gewünschte Formulierung zu konzentrieren. Forschung und Entwicklung Vor allem in den USA hat sich mit dem Verkauf von Hanfgetränken seit Kurzem eine Marktlücke geschlossen, wobei sich der Trend auch in den deutschen Supermärkten und Onlineshops fortsetzt. Das deutsche Lebensmittelunternehmen Signature Products GmbH beteiligt sich gemeinsam mit der Universität Hohenheim an einem regionalen Hanfprojekt in Baden-Württemberg und hat sich zum Ziel gesetzt, in Mitarbeit mit deutschen Bauern selber Hanfsamen herzustellen und daraus verkaufsfertige Lebensmittel zu produzieren. Das Unternehmen möchte innovative Verfahren, Technolo gien und Rezepturen für die Produktion proteinreicher Hanfprodukte entwickeln, darunter zum Beispiel auch Shakes. Mehr Informationen www.signature-products.com Getränke! 05.| 2021 | 41

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