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Getränke! Technologie & Marketing 4/2021

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Eine Kolumne von Dr.

Eine Kolumne von Dr. BURKHARD SCHÄFER HILFSBEREITSCHAFT UND SOLIDARITÄT Zeichen der Hoffnung „Der Glaube an unsere Kraft kann sie ins Unendliche verstärken.“ Dieses Zitat des Philosophen, Altphilologen und Schriftstellers Friedrich Schlegel könnte Pate gestanden haben für eine außergewöhnliche Aktion, die nach dem unvorstellbaren Leid der Flutkatastrophe im Ahrtal einen Funken Hoffnung symbolisiert. Wenn förmlich aus Trümmern wieder Zuversicht auferstehen soll, stellt sich die Frage: Wie? Dabei wies für die im Ahrtal betroffenen Winzerinnen und Winzer die Notsituation selbst einen bemerkenswerten Weg: Beim Anblick ihrer zerstörten Weinkeller keimte die Idee auf, die in den Fluten untergegangenen Weine – soweit noch möglich – aus all dem Schutt herauszuziehen, zu retten und als vom Unwetter gezeichnete Gedenk-Weine für die Chance eines Wiederaufbaus zu verkaufen. Foto: Adobe Stock U nter dem aus der Not ge borenen Claim „Unser schlimmster Jahrgang“ entstand eine Kampagne, die den von der Flutkatastrophe betroffenen Winzern, Gastronomen und Bewohnern des Ahrtals wieder ein Stück Zukunft vermitteln soll. Dieses Bündnis, das ein Initiatoren-Verbund rund um das kleine aber feine Anbaugebiet ins Leben gerufen hat, ermöglichte es, verschiedenste Qualitätsweine aus der Region Ahrweiler in unterschiedlichen Preis kategorien an spendenwillige Konsumenten zu verkaufen. #Flutwein Die Intention der außergewöhnlichen Aktion „Gemeinsam für die Betriebe. Gemeinsam für die Region“ berührte deutschlandweit überwältigend viele Menschen und so war der Erfolg dieser Unternehmung immens: Bereits Anfang August standen über drei Millionen gespendete Euro auf der Spendenskala. Und hierbei handelt es sich natürlich nicht um irgendwelche Weine, sondern selbstverständlich um edle Tropfen, die die Winzer verzweifelt nach der Katastrophe verdreckt, verschlammt und mit zerschrammten Etiketten aus den Trümmern gezogen hatten. Das heißt, im Zuge der Aktion „Flutwein – Für den Wiederaufbau der Weinregion Ahrweiler“ wurden die Flaschen zum Verkauf äußer lich so „originalverschlammt“ belassen. Ein Teil dieser Anstrengungen umfasste auch eine Limitierung handverlesener Flaschen auf 1.000 Stück, die auf diese Weise zu einer Kostbarkeit eigener Art wurden – und dementsprechend schnell ausverkauft waren. Doch es gab die unterschiedlichsten Möglichkeiten, als Weinkonsument dem Ahrtal seine Solidarität zu beweisen. In verschiedenen Preis-Stückzahlkombinationen konnten zum Beispiel unter dem Hashtag #Flutwein auch zufällig zugeordnete Weine aus der Region erworben werden. Ebenfalls bot dazu der Ahrweiler Winzer- Verein e.G. ein 6er-Flutwein-Paket (querbeet aus deren Sortiment) für 79 Euro zum Erwerb an. Dabei zeigte sich eine berührende Hilfsbereitschaft und Solidarität, die den Winzern und Gastronomen, die durch die Naturkatastrophe teilweise vor dem Ruin stehen, Kraft und Unterstützung signalisieren. Wege in die Zukunft Trotz allem bleibt natürlich die Frage, wie es jetzt für die Betroffenen im Ahrtal und für die Region insgesamt weitergehen soll, da die verschiedensten Aspekte nun in den Vordergrund treten: Kann – mit Blick auf die Klimaveränderung – hier an gleicher Stelle wieder aufgebaut werden? Wollen die Menschen hier überhaupt wieder aufbauen? So wurden etwa versierte Helferinnen und Helfer gesucht, um den betroffenen Winzern beim Wiederaufbau ihrer Weingüter zu helfen. Als Weinregion steht das Ahrtal schließlich bisher unter anderem für seinen Spätburgunder, der an den steilen Talhängen angebaut wurde. Schlussendlich bildet der Weinbau einen wichtigen wirtschaftlichen Grundpfeiler für die Region, da er auch den Tourismus ankurbelt. Denn: Das Weinanbaugebiet Ahr gilt als das nördlichste zusammenhängende Rotweinanbaugebiet und ist geprägt von einer sehr langen Geschichte des Weinbaus. Bereits zu Zeiten römischer Besatzung wurden entlang der Ahr Rebenstöcke gepflanzt. Wie diese Tradition sich den sich wandelnden klimatischen Gegebenheiten stellt, werden die kommenden Lösungskonzepte zeigen müssen. Mit so viel Kreativität, Solidarität und Tatkraft, wie sie die Initia tive rund um den #Flutwein unter Beweis stellt, darf trotz allem wieder Hoffnung auf die Zukunft geschöpft werden.

Fotos: Knärzje GmbH Brot und Bier – Bierbrauen und Nachhaltigkeit Die Lammbrauerei Hilsenbeck GmbH & Co. KG in Gruibingen hat auch die nächsten Generationen fest im Blick. Aufgeschreckt durch die hohe Anzahl an täglich übriggebliebenem Brot, die ganz oft am Ende jeden Tages im Müll landet, bietet sie nun in ihrem Brauereilädle in Gruibingen die ersten stylishen 1-Liter-Bügelflaschen ihrer neuartigen Kreation eines Bro tbieres an. Damit sind die Gruibinger ganz vorne mit dabei bei einer neuen Entwicklung, die die Bereiche Bierbrauen und Nachhaltigkeit zusammenbringt. Bereits im Sommer 2018 machten mit dem ersten ökologisch zertifizierten Zero-Waste Bier aus aussortiertem Brot die jungen Bierbrauer und Gründer Daniel Anthes und Ralf Wagner aus Frankfurt am Main von sich reden. Ihr Bier namens „ Knärzje“ (nach hessisch-pfälzischer Mundart das Randstück eines Brot laibs) damit zum ersten Bio-Brotbier Deutschlands. Eine Initiative, die ihnen sogar den „Bundespreis für besonderes Engagement“ im Rahmen des „Zu gut für die Tonne“-Bundespreis einbrachte. Und jetzt haben also im Sinne des schwäbischen Erfinder geistes die Braumeister Hans-Dieter und Christoph Hilsenbeck in Gruibingen ein eigenes Rezept auserkoren (das Anerkennungsverfahren für eine Patentierung ist im Gange), nach welchem sie ihr hauseigenes Brotbier auf den Markt bringen können. Ausnahmegenehmigung für besondere Biere Während im Ausland schon länger mit derartigen Ideen experimentiert wurde, ist der deutsche Braumarkt bisher auf die sem Gebiet eher zurückhaltend geblieben, was sich aber mit zunehmendem Erfolg solcher Nachhaltigkeitskonzepte und dem steigenden Bewusstsein für umweltfreundliche Lösungen schnell ändern könnte. Denn auch was das deutsche Reinheitsgebot betrifft, konnte Hilsenbeck vom Regierungspräsidium gemäß der Bierverordnung die Ausnahmegenehmigung für „besondere Biere“ erhalten. Einem Erfolg steht die sem geschmacklich süffigen Bier also nichts mehr entgegen. Schließlich gibt der Gruibinger Familien betrieb allen seinen beliebten Biersorten noch viele Wochen Zeit, schonend zu reifen, auch denen ohne Brotgrundlage: Ob das leichte, spritzige „Saukalt“, das bei null Grad extra lange gelagert wird und somit eiskalt und schonend zum Erhalt aller Aromen filtriert wird, oder das malzaroma- tische, kräftige Bier mit leichter Hopfennote namens „Osterhäsle“ oder das Bier mit dem besonders milden Geschmack namens „Keltengold“ für alle Bierfreunde, die es weniger herb mögen. Fakt ist: Unter der Federführung der Gruibinger Lamm-Brauerei geht nun zur bisherigen großen Sortenvielfalt mit dem Brotbier noch ein weiterer Erfolg versprechender nachhaltiger Favorit mit an den Start. Generationelle Verantwortung Da die Verbraucher im Angesicht ihres „ökologischen Fußabdrucks“ – im Internet sind ja mittlerweile die verschiedensten Portale zu finden, in denen jeder seinen eigenen Fußabdruck nachprüfen kann – wieder vermehrt zu Getränken in Glasflaschen greifen, ist die Getränkebranche auch beim Thema Nachhaltigkeit und Verpackung in Bewegung. Es wird an unterschiedlichsten Konzepten gefeilt, um das Getränk der Zukunft für die Umwelt angemessen verpackt in die Verkaufsregale zu bringen. Kein Wunder, dass auch für die diesjährige FACHPACK im Messezentrum Nürnberg abermals das Leitthema „Umweltgerechtes Verpacken“ im Vordergrund steht und dabei die Sonderschau „Nachhaltiges Verpackungsdesign“ in Halle 7 im Programm hat. Unter den Leitthemen „Material und Forschung“, „Implementation und Prototyping“ sowie „Produktund Markteinführung“ wird klar, wie wichtig ein Denken im umweltfreundlichen Kreislaufsystem für die Herstellung neuer Materialien und Produkte ist. Somit werden die dort gezeigten Neuerungen zu inspirierenden Denkanstößen für den Markt der Zukunft. Die Dringlichkeit der Frage, wie jeder Einzelne, und somit ebenfalls die Verpackungsbranche, zum Einhalten der Klimaziele beitragen kann, wurde durch die jüngste Flutkatastrophe in Nordrhein- Westfalen und die Waldbrände in Südeuropa leider besonders dramatisch vor Augen geführt. Ob recycelte Verpackungen, ressourcenschonendes Verpacken oder eine Kreislaufwirtschaft durch Mehrwegverpackungen – es gibt vielfältige und hoffnungsvolle Lösungsansätze und so darf man auf die neuesten Erkenntnisse auf der FACHPACK 2021 gespannt sein. Schließlich ist es auch in der Getränkeherstellung umso wichtiger, dass das Wort „Nachhaltigkeit“ mit Leben gefüllt wird und einen Wegweiser gibt für die Zukunfts siche rung der kommenden Generationen – im Sinne einer genera tionel len Verant wortung und damit verbundenen Gerechtigkeit. Dr. B. Sch. Getränke! 04 | 2021 | 49

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