UNTERNEHMENSWACHSTUM ERFORDERT LAGERNEUBAU Komplexer Materialfluss kompakt automatisiert Für 28 so klangvolle Bierspezialitäten wie Kastanien-, Honig-, Reisbier – oder nach Bergformationen benannte Whiskys – ist die Appenzeller Traditionsbrauerei Locher bekannt. Weil Stillstand für sie ein Fremdwort ist, setzt sie auf die Spezialität von Westfalia Logistics Solutions Europe: automatisierte Lagerlogistik mit hoher Umschlagleistung und komplexem Materialfluss auf engstem Raum. Abb. oben: Unternehmenswachstum der Traditionsbrauerei Locher in der Schweiz erfordert Lagerneubau. Links der Hochleistungs-QTW. Der Senkrechtförderer führt zur KEG-Abfüllung (Stahlfässer). Der Loop hat nur eine Anbindung an den H-QTW. Abb. rechts: Hauptsitz des erfolgreichen Familienunternehmens aus der Ostschweiz. Fotos: Westfalia Logistics Solutions Europe Die mit 100 Mitarbeitern größte eigenständige Brauerei der Ostschweiz ist seit fünf Generationen in Familienhand und wächst unbeirrt mit dem Schweizer Biermarkt. Der legte zwischen 2016 und 2019 um rund 7,4 % zu. 3,4 Millionen Hektoliter haben die heimischen Brauereien im Jahr 2020 laut Schweizer Brauerei-Verband produziert. Die Brauerei Locher AG konnte mit dem nationalen Wachstum auch ihre eigenen Absätze erhöhen. Mit drei modernen Abfülllinien und zwei neuen Lagertanks baut sie ihr Sortiment aus. Raumwunder mit maximaler Kapazität Westfalia entwickelte und realisierte für die Brauerei 2017 als Generalunternehmer ein räumlich und ökonomisch passgenaues automatisches Lagersystem in Silobauweise für Dosen, Einweg- und Mehrwegflaschen, KEG-Fässer, Verpackungsmaterial, Handelsware und Brauerei-Werbeartikel mit 7.003 Regalplätzen auf neun Ebenen. Alles wird für den maximalen Durchsatz auf bis zu einer Tonne schweren Euro- oder Industriepaletten transportiert, darunter auch bis zu 2,45 Meter hoch beladene ORBIS-Paletten. Diese Lastträger mit 2.500 Leerdosen gelangen zunächst in ein separates Blocklager, von hier dann zu den Produktionslinien. Erst als Vollgut werden die Dosen auf Europaletten gestapelt und in das eigentliche Hoch regallager befördert. Die 130 Meter lange Gesamtanlage und das neue, knapp 22 Meter hohe Hochregallager wurden auf rund 1.500 Quadratmetern nahtlos in die bislang manuelle Intralogistik inte griert – manuell sind 30 | Getränke! 01 | 2022
AUTOMATISIERUNG | Lagerlogistik jetzt nur noch Paletten-Aufgabe, Mischpaletten-Kommis sionierung und LKW-Beladung. „Die Brauerei hat die Abfüllanlagen mit Mehrwegflaschen und KEG-Fässern erweitert und die Versandlogistik inklusive der Handelsware am neuen Standort gebündelt“, erklärt René Giger, verantwortlicher Vertriebsmitarbeiter bei Westfalia. „Die steigenden Umsatzzahlen lassen sich dank der besonders hohen Kapazität und der Umschlagleistung der Gesamtanlage von 212 Paletten pro Stunde bewältigen. Selbst bei Produktionspausen oder einem Ausfall der Abfüllung würden der Versand und die Kommissionierung weiterlaufen.“ Für die neue Bewegung in der Locher-Geschichte greifen Hunderte Förderaggregate, ein Hochleistungsquertransportwagen zu den Produktionslinien, je ein Quertransportwagen an den LKW-Bereitstellungsbahnen und an den Kommissionierbahnen, zwei Senkrechtförderer und drei 21,7 Meter hohe Regalbediengeräte ineinander. Die drei RBG mit Satelliten bilden das Herzstück des Lagersystems. Durch die regelmäßigen Wartungen des Westfalia Service und einem Ersatzteilpaket vor Ort ist die Anlage auf Jahre als zuverlässiges System ausgelegt. Über insgesamt drei Einlagerbahnen im Blocklager wird Leergut aufgegeben, über eine separate Bahn Handelsware oder Vollgut für die Kommissionierung. Eingeschleust werden dort außerdem Leergutpaletten, aber auch reklamierte Waren. An der Aufgabestation lässt sich per Monitor der Identifikationspunkt bedienen, jedes Gebinde und jede barcodelose Leerpalette zuweisen. Ein Fördertechnikloop zwischen Hochregallager und Produktionslinien koordiniert die pausenlose Palettenver- und -entsorgung Quertransportwagen und Savanna.NET ® im Duett Ein zentraler Quertransportwagen mit zwei Palettenplätzen pendelt zwischen dem Loop und den Einlagerbahnen der Einweglinie, Mehrweglinie und Abfülllinie für KEG- Fässer. Er versorgt diese mit Leergut und transportiert Vollgut zurück zum Fördertechnikloop vor dem Hochregallager. Jeder Freiraum ist bestmöglich ausgenutzt. Freiräume links und rechts der QTW-Gasse wurden mit Lagerplätzen versehen, um eine schnelle Nachversorgung der Produktionslinien mit Leergebinden zu schaffen. Die KEG-Linie im ersten Obergeschoss ist über eine Förderstrecke mit Senkrechtförderer an den Quertransportwagen angebunden. Die hohe Lagerkapazität schafft Spielraum für die Ausfallsicherung. Ersatzweise steht ein zweiter Hochleistungsquertransportwagen in der Nähe, um hier im Falle einer Störung kurzfristig das Fahrzeug zu tauschen. Alle anderthalb Jahre wird der QTW vorsorglich im Rahmen der drei jährlichen Wartungen getauscht. Für Effizienz und geringen Verschleiß sorgt aber auch die modulare Lagerverwaltungssoftware Savanna.NET ® . Sie vermeidet Leerfahrten, indem sie Paletten mit gleicher Zielrichtung bündelt. „Wir haben Savanna ® so programmiert, dass es die Strecken des Quertransportwagens hochgradig effizient einsetzt“, sagt Softwareentwickler Stephan Kleine-Hörstkamp. „Weil jeder Kundenbedarf individuell ist, passen wir die Savanna ® - Basis punktgenau an.“ Die gesamte Hardware für die Warehouse Management Software und Kommissioniersteuerung lieferte Westfalia über seinen Firmenverbund gleich mit. Hohe Lagertiefe bei großer Sortenvielfalt Im Lager selbst stehen sechs Lagerblöcke bereit. Die drei Regalbediengeräte mit Ketten-Satellit ® lagern hier stellenweise mit einer Einlagerungstiefe von bis zu fünf Paletten pro Regalkanal ein und aus, möglich wären dort zehn Paletten – ein entscheidender Vorteil gegenüber Standard-Regalfahrzeugen mit einer Einlagerungstiefe von zwei Paletten und ideal bei sortenreinen Kanälen. Die Satelliten-Kanalfahrzeuge bewegen sich in den Regalfächern in speziellen Satelliten-Schienen. Sie können sich darin besonders weit vom Regalbediengerät entfernen und erhöhen damit die Einlagerungs tiefe enorm. Auf den Schienen lagern Paletten stabiler Mehrfachtiefe Lagerung im Satellitenlager von Westfalia. Fotos: Westfalia Logistics Solutions Europe Das Leerdosenhandling: Rechts fährt der Hochleistungs-QTW. Auf diesen ORBIS-Paletten stapeln sich 2.500 Dosen, während sie durch einen Zwischenpuffer zu ihrem Zielort gesteuert werden. Weiter auf der nächsten Seite. Getränke! 01 | 2022 | 31
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