VERFAHRENSTECHNIK · AUFBEREITUNGSANLAGEN Mit pflanzlichem Hack zur Auszeichnung Vermahlung und Sichtung mit Technik von Hosokawa Alpine bei Groupe Minoteries „Explorer of the Year 2023“ – so darf sich das pflanzliche Hack Protaneo nennen. Mit diesem Titel zeichnet der Schweizer Markenartikelverband Promarca jedes Jahr das überraschendste und innovativste Produkt aus. Hinter der gesunden Fleischalternative aus regionalen Ackerbohnen und gelben Erbsen steckt ein Joint Venture von drei Schweizer Unternehmen, darunter die Groupe Minoteries SA (GMSA) im Kanton Waadt. Dass GMSA das Pflanzenhack produzieren kann, hat das Unternehmen dem Augsburger Maschinen- und Anlagenbauer Hosokawa Alpine zu verdanken. Dieser lieferte eine Mahl- und Sichtanalage, um proteinreiche Extrudate aus den Hülsenfrüchten zu gewinnen. Die Schweizerische Mühlengruppe Group Minoteries (GMSA) mit Hauptsitz in Granges-près-Marnand wurde 1885 gegründet und ist in der Schweiz heute einer der führenden Akteure auf den Gebieten Getreide und pflanzliche Produkte. Über 130.000 Tonnen Getreide wurden 2022 an den verschiedenen Standorten des Unternehmens verarbeitet. Rund 180 Mitarbeiter sorgen dafür, dass GMSA Produkte an Bäckereien, Gastronomie, Industrie sowie den Groß- und Einzelhandel in der gesamten Schweiz liefern kann. Das Unternehmen sieht sich als Bindeglied zwischen Müller und Bäcker und hat sich auf die Fahne geschrieben, das Leben gesünder, einfacher und nachhaltiger zu machen. Ein wichtiger Bestandteil dieser Mission sind pflanzliche Proteine, denn auch in der Schweiz spielen vegetarische oder vegane Ernährungsformen eine zunehmend größere Rolle. Als Einstieg in eine pflanzenbasierte Ernährung werden oft fleischnahe Produkte gesucht, die sich an den bisherigen Ernährungsgewohnheiten orientieren, wie zum Beispiel vegane Bolognese.* Genau hier setzt GMSA an: Ein pflanzliches „Hack“ mit dem Namen Protaneo soll möglichst viele Schweizer dazu bringen, auf eine pflanzenbasierte, nachhaltigere und gesündere Ernährung umzusteigen. Und noch etwas war GMSA wichtig: Das Pflanzenhack sollte in der Schweiz mit ausschließlich Schweizer Zutaten hergestellt werden. Bei bisherigen pflanzlichen Proteinquellen waren die Rohstoffe stets importiert worden. Doch das widersprach dem Nachhaltigkeitsanspruch der Zielgruppe und auch GMSA. Eine pflanzliche Proteinquelle, die vollständig in der Schweiz hergestellt wird, vom Feld bis auf den Teller: So lautete die Vision von GMSA. Für die Umsetzung sollte ein neuer, in der Schweiz bisher noch nicht vorhandener Produktionsprozess sorgen. Bei der Suche nach einem Partner für die Entwicklung und technologische Umsetzung des Prozesses wurde GMSA bei Hosokawa Alpine fündig, einem deutschen Maschinenbauunternehmen mit einer Niederlassung im Schweizer Kanton Sankt Gallen. Das Unternehmen hat sich auf Anlagen zur Pulververarbeitung spezialisiert und besitzt umfangreiche Erfahrungen auf dem Gebiet der Proteinverschiebung: einem Prozess, der aus pflanzlichen Produkten wie Hülsenfrüchten proteinreiche Konzentrate herstellt. Diese dienen dann als Basis für allerlei pflanzliche Produkte – wie eben auch veganes Hack und Geschnetzeltes. „Die Entscheidung fiel auf Hosokawa Alpine, weil das Unternehmen ein hohes Maß an Know-how für Produkt und Prozess mitbringt. Auch konnte Alpine unsere Spezifikationen am besten erfüllen“, begründet Valérie Vincent, Head of Innovation bei GMSA, die Zusammenarbeit mit dem Maschinenbauunternehmen. Vermahlung und Sichtung von gelben Erbsen und Ackerbohnen Die von Hosokawa Alpine speziell für GMSA entwickelte Anlage besteht aus zwei Systemen, in deren Mittelpunkt die Sichtermühle ZPS 315 bzw. der Windsichter ATP 315 stehen. Sie stellen sicher, dass aus gelben Protaneo: 100 Prozent schweizerisch, vom Feld bis auf den Teller Mit dem Pflanzenhack Protaneo der Groupe Minoteries lassen sich zahlreiche leckere pflanzenbasierte Gerichte zaubern. 26 foodTECHNOLOGIE 2 · 2025 APRIL
AUFBEREITUNGSANLAGEN · VERFAHRENSTECHNIK Die Sichtermühle ZPS von Hosokawa Alpine verarbeitet gelbe Erbsen und Ackerbohnen zu einem hochaufgeschlossenen Mehl. Der Windsichter ATP von Hosokawa Alpine trennt das Mehl in eine Protein- und eine Stärkefraktion. Erbsen und Ackerbohnen ein Proteinkonzentrat und eine stärkereiche Nebenfaktion in der gewünschten Feinheit entstehen. Während das Proteinkonzentrat als Grundlage für Protaneo und andere Fleischersatzprodukte dient, kommt das stärkereiche Mehl unter anderem in Backmischungen für Bäckereien oder Nudeln zum Einsatz. Die Vermahlungsanlage rund um die Sichtermühle ZPS besteht aus Dosierung, Metallabscheider, der Mühle selbst, einem Filter, Gebläse und Explosionsschutz. Endprodukt der Feinstvermahlung ist ein hoch aufgeschlossenes Mehl. Im Anschluss erfolgt der Sichtungsprozess mit dem Hochleistungssichter ATP. Er separiert mittels Windsichtung das Erbsen- oder Ackerbohnenmehl in eine proteinreiche und eine stärkereiche Fraktion. Der Windsichter zum Feinstsichten kann als Einrad- oder Mehrradsichter ausgeführt werden. In der Ausführung mit einem Next-Generation- Sichtrad sind Separationsaufgaben in Feinheitsbereichen bis zu d 97 = 2 µm (d 50 = 0,3 µm) möglich. Durch diese großartige Präzisionsarbeit können Proteingehalt und Ausbeute im Sichtschritt mit dem Alpine Turboplex ATP maximal ausgeschöpft werden. Bei GMSA erwies er sich auch wegen seines geringen Platzbedarfs als ideale Lösung. Zusammen mit dem nachgeschalteten Extrusionsprozess bilden diese beiden Systeme eine eigene Produktionseinheit für Protaneo. Beengte Platzverhältnisse erfordern spezielle Explosionsschutzmaßnahmen Bei der Planung der Anlage stieß das Team von Hosokawa Alpine auf einige Herausforderungen. Wichtig war GMSA vor allem, dass die Anlage ein Produkt mit hohem Proteingehalt bei gleichzeitig hohem Auszug liefern würde. Mit einem kompakten Design sollte sie hohe Durchsätze verarbeiten können. Zudem sollte die neue Produktionslinie in die vorhandene zentrale Steuerung integriert werden. Doch die Herausforderungen waren nicht nur technischer Art: „Das Gebäude, in dem wir unsere Anlage installieren sollten, ist schon etwas älter und die Platzverhältnisse waren ein wenig beengt. Das machte das Engineering sehr komplex“, so Martin Huthöfer, Managing Director bei Hosokawa Alpine Switzerland. „Aber unsere Anlagen sind maßgeschneidert für unsere Kunden und da werden natürlich auch räumliche Gegebenheiten einbezogen.“ Auch einen speziellen Explosionsschutz bei der Mahlanlage setzte Hosokawa Alpine für GMSA um. „Wir haben einen Schnellschlussschieber als zusätzlichen Explosionsschutz zwischen die Sichtermühle ZPS und den Filter gesetzt, da aufgrund der geringen Platzverhältnisse eine relative lange Rohrleitung gewählt werden musste“, erzählt Huthöfer weiter. Diese gemeinsame Bewältigung von Herausforderungen und die enge Zusammenarbeit mit Hosokawa Alpine sind nur zwei Aspekte, die GMSA besonders hervorheben möchte. „Die Montage und Inbetriebnahme funktionierten dank den kompetenten Fachleuten von Hosokawa Alpine effizient und ohne große Probleme. Wir sind sehr zufrieden mit dem Proteinkonzentrat, das wir mit dieser Anlage herstellen können“, so Valérie Vincent. Wird Protaneo zum Erfolg für GMSA und Hosokawa Alpine? Die Anlage nahm im Dezember 2023 die Produktion auf und bedeutet für GMSA vor allem eine neue Aktivität, um das Angebot weiter zu diversifizieren und ein neues Geschäftsfeld zu erschließen. Auch wenn es aktuell keine Pläne für weitere Projekte mit Hosokawa Alpine gibt, könnte sich das schnell ändern, wenn Protaneo bei der Zielgruppe gut ankommt. „Wenn sich dieses neue Geschäft wie erhofft entwickelt, wird eine Erhöhung der Produktionskapazität notwendig sein“, blickt Vincent in die Zukunft. Die Auszeichnung als „Explorer of the Year“ weist hier schon einmal in die richtige Richtung. * https://www.kulinaria.org/index-kulinaria.html/ presse/rheingold-studie-2022 Weitere Informationen: www.hosokawa-alpine.de Bildquelle: Hosokawa Alpine APRIL 2 · 2025 foodTECHNOLOGIE 27
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