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fng MAGAZIN 3/2021

Zukunft schmeckt o

Zukunft schmeckt o #Zukunft schmeckt + + + Aktuelle Mitteilungen des Lebensmittelverband e.V. + + + + + Aktu Unter dem Motto „Zukunft schmeckt on Tour“ zeigen die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und der Lebensmittelverband Deutschland, dass in ganz Deutschland Lebensmittelunternehmer die Herausforderungen einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion annehmen und Zukunftsvisionen schon jetzt Realität werden lassen. Den Anfang macht Unilever am 8. Juni 2021 in der Hamburger Fischauktionshalle. Geschäftsführer Peter Dekkers ist sich sicher: „Wir befinden uns inmitten einer Transformation.“ Er verweist darauf, dass der Planet angesichts immer weiter steigender Bevölkerungszahlen in Bedrängnis gerate. Um dem entgegenzuwirken, braucht es dringend Konzepte für eine nachhaltigere Ernährung. Das Unternehmen möchte mit der Marke Knorr künftig auf mehr pflanzenbasierte Inhaltsstoffe setzen und möglichst viele Verbraucherinnen und Verbraucher motivieren, öfter Fleisch gegen Gemüse zu tauschen. Die 50 Future Foods sind Teil dieses Konzepts. Unilever hat die umweltfreundlichen Eiweißquellen gemeinsam mit dem WWF ausgewählt. Teff und Maramabohne gehören ebenso dazu wie Linsen, Dinkel und Rotkohl. Wie viel Fleisch ist gesund und nachhaltig Eine Lanze für den Fleischgenuss als Teil der Kreislaufwirtschaft bricht Prof. Dr. Wilhelm Windisch von der Technischen Universität München. Er sagt: „Nur ein ausbalanciertes System ist sinnvoll. Das gelegentliche Steak gehört mit dazu.“ Doch wie viel Fleisch ist zu viel? Was ist überhaupt gesundes Essen? Diese Fragen versuchen Nutrition-Hub-Gründerin Simone Frey und Ernährungswissenschaftler Uwe Knop zu klären. Knop sagt: „Wir müssen hin zu einer personalisierten Ernährung.“ Empfehlungen von der Stange machen aus seiner Sicht keinen Sinn, da Ernährung sehr komplex ist und Evidenzen in diesem Bereich nur schwer zu ermitteln sind. Nachhaltige Ernährung als Innovationsmotor Hamburgs Zweiter Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Bündnis 90/Die Grünen) geht es um bessere Aufklärung und Vorbilder. Wissen über Ernährung sollte ihrer Ansicht nach bereits in Kitas und Schulen vermittelt werden. Sie sieht das gestiegene Bewusstsein für nachhaltige Ernährung als Innovationsmotor für die Unternehmen. „Es gibt nicht DAS nachhaltige Produkt oder DAS nachhaltige Unternehmen. Wichtig ist, dass sich alle auf den Weg machen“, so Fegebank. GoodMills, 9.Juni 2021: Weniger Fleisch, mehr pflanzliche Proteine GoodMills gehört zu den größten deutschen Mühlenunternehmen und beliefert Bäckereien, die Lebensmittelindustrie und den Endverbraucher mit Mehl, Hülsenfrüchten und Reis. „Die Antwort auf die Frage, wie wir im Jahr 2030 zehn Milliarden Menschen ernähren, kann nur pflanzlich basiert sein“, so Geschäftsführer Christoph Klöpper. Beim Getreideanbau sei Deutschland gut aufgestellt, so Klöpper weiter. Lediglich bei den Hülsenfrüchten sieht er Erweiterungsbedarf. Dem schließt sich auch Prof. Dr. Stefan Siebert von der Universität Göttingen an. Er ergänzt zwei weitere positive Aspekte. So brauchen Hülsenfrüchte keinen Stickstoffdünger, und auch Insekten freuen sich über den Anbau. Siebert ist sich sicher: „Die Rolle pflanzenbasierter Proteinquellen wird größer.“ Lustvolle Ernährungskompetenz schaffen Ernährungspsychologe Prof. Dr. Christoph Klotter erklärt: „Fleisch steht historisch für Wohlstand, Überleben und Macht. Wir definieren uns über unsere Geschichte und dementsprechend auch über Fleisch.“ Er betont, dass sich die Generation Y bereits qualitätsbewusster ernähre und ethische Aspekte stärker in den Fokus rücke. Dementsprechend essen Generation Y und Z auch we- 40 MAGAZIN 3 2021

#Zukunft schmeckt elle Mitteilungen des Lebensmittelverband e.V. + + + n Tour niger Fleisch. Insgesamt, so Klotter, nennen sich mittlerweile 65 Prozent der Menschen Flexitarier. Landwirtschaft und Naturschutz Anschließend trifft Dr. Willi Kremer-Schillings alias „Bauer Willi“ auf Malte Siegert, den Vorsitzenden des NABU Hamburg. Beide sind sich einig, dass Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft nur funktioniert, wenn es entsprechende Anreize gibt. „Wir brauchen einen Bewusstseinswandel. Politik hat Verantwortung, weiter in die Zukunft zu schauen und jetzt wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen“, sagt Siegert. Für die Bevölkerung wünscht er sich, dass hochwertige Lebensmittel bezahlbarer werden. Staatsziel Ernährung Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann (CDU/CSU) teilt in der Talkrunde ihre Überzeugung, dass Ernährungssicherung nicht selbstverständlich ist und als Staatsziel im Grundgesetz verankert werden sollte. Wir sind bei vielen Lebensmitteln auf Importe angewiesen. Die Pandemie habe gezeigt, wie fragil der Binnenmarkt sein kann. Südzucker, 28. Juni 2021: Wo sich Biene und Roboter gute Nacht sagen Sie jäten, pflücken und melken Kühe – Roboter sind aus der Landwirtschaft nicht wegzudenken. Dr. Peter Risser, Leiter des Versuchsguts Kirschgartshausen der Südzucker AG, gibt einen Einblick in die Zukunft des Zuckerrübenanbaus. Auf dem Gut werden nicht nur neue Anbaumethoden, sondern auch modernste Maschinen getestet. Mit seinem Smartphone navigiert Timo Grupp von farming revolution das neueste Modell eines autonomen Unkrautroboters zum Talk. Das Gerät kann auf 70 verschiedene Kulturpflanzen trainiert werden. Über eine Kamera erkennt es, was Nutzpflanze und was Unkraut ist. Entdeckt das System ein Unkraut, schießt ein Metallbolzen hervor und drückt es in die Erde. Der Vorteil: Der Einsatz dieser Roboter spart chemische Unkrautvernichter und mühsame Arbeit für Menschen. Ohne technischen Fortschritt geht es nicht Peter Hauk, Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, ist überzeugt, dass wir auf eine hybride Landwirtschaft zusteuern. „Der konventionelle Bereich wird flankiert und unterstützt durch Digitalisierung und moderne Robotik, die den Landwirtinnen und Landwirten viele Tätigkeiten abnehmen. Ich denke, das wird zunehmen und die Landwirtschaft sukzessive immer umweltverträglicher. Dann wird auch der Unterschied zwischen Bio und konventionell nicht mehr allzu groß sein“, ist sich Hauk sicher. Nachhaltig erfolgreich Südzucker produziert neben Zucker unter anderem auch Stärke, Marmeladen, Proteintexturen für Fleischersatz und Bio-Ethanol. Mit letzterem möchte Südzucker einen Beitrag leisten, um den CO ² - Ausstoß in der Verbrennungsmotorindustrie weiter zu reduzieren. Dr. Niels Pörksen, Vorstandsvorsitzender der Südzucker AG, betont, wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist und dass nicht ein Nährstoff für Volkskrankheiten wie Übergewicht verantwortlich gemacht werden kann. Danone, 29. Juni 2021: Die Zukunft der Milchwirtschaft Auf dem Hof der Familie Schreck in Königheim-Gissigheim ist die „Zukunft schmeckt“-Tour am 29. Juni 2021 zu Gast. Familie Schreck gehört zu einer Reihe von langjährigen Vertragslandwirten von Danone. Der Lebensmittelkonzern fördert nachhaltige Landwirtschaft durch spezielle Beratung, mit Projekten zur regionalen Fütterung und durch Boni-Zahlungen beim Milchpreis. Stroh von der Decke Seit vielen Generationen betreibt Familie Schreck Milchwirtschaft. Vor einigen Jahren wurde ein neuer Stall gebaut, in dem die Tiere artgerecht leben können. Außerdem reduziert der moderne Stall die Emissionen, die mit der Rinderhaltung einhergehen. „Wir hoffen, dass der Kunde das honoriert“ Ist Milch ein Zukunftsprodukt? „Absolut“, sagt Matthias Dondrup, Senior Manager Public Affairs von Danone. „Wir möchten wertvolle Lebensmittel herstellen, ressourcenschonend und verantwortungsvoll agieren und mit unseren Partnern, den Landwirten, langfristig und planbar zusammenarbeiten“, so Dondrup. Er ist sich sicher, dass die Kundinnen und Kunden das honorieren: „Unsere Produkte sind nicht die günstigsten im Regal. Aber es sind überzeugende und wertvolle Produkte.“ „Wir können nicht so weitermachen wie bisher“ Dr. Stefanie Zimmermann, Fachreferentin des Deutschen Tierschutzbundes, weist darauf hin, dass bei der Haltung von Milchkühen noch einiges im Argen liegt und kritisiert vor allem die hohen Kälberverluste. Der immense Preisdruck sei dafür verantwortlich, dass die Tiere oft nicht artgerechter gehalten werden. Nicht weniger als einen Systemwandel wünscht sie sich: „Wir können nicht so weitermachen wie bisher. Die Tierhaltung ist so in der Gesellschaft nicht mehr akzeptiert. Da muss sich etwas ändern.“ Tierwohl ist nicht kostenfrei Hans-Joachim Fuchtel (CDU), Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, wünscht sich ein Gesamtkonzept mit besseren und überschaubareren Vertragsbedingungen für alle Beteiligten und der Möglichkeit, einen Teil der Produktion abzusichern. Auch ein Export-Puffer gehört für ihn dazu. Er betont: „Das Ziel Tierwohl kann man nur mit den Landwirten, nicht gegen sie umsetzen.“ Und das müsse entsprechend honoriert werden. fng-magazin: Der Markenmonitor für den Lebensmittelhandel 41

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