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element+BAU 3/2021

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element + BAU behandelt den Gesamtbereich des Objektbaus. Der Bau von öffentlichen Gebäuden, wie Schulen, Kindergärten und Verwaltungsgebäuden hat ebenso seinen Platz wie der großflächige Wohnungsbau und der Industriebau.

im fokus

im fokus Regenwassermanagement Am besten vor Ort! Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar. Und auch wenn kein vernunftbegabter Zeitgenosse dies bestreiten würde, können doch die Kapriolen, die das Wetter gelegentlich aufführt, Verwirrung stiften. Der vergangene April, zum Beispiel, immerhin einer der kältesten der letzten vierzig Jahre, nährte mancherorts die leider unbegründete Hoffnung, dass es wohl doch nicht ganz so schlimm werden würde. Der DWD (Deutscher Wetterdienst) sieht im „vieljährigen Vergleich“ jedoch lediglich einen statistischen Ausreißer, welcher den stabilen Trend der globalen Erwärmung nicht beeinflusst. Mit anderen Worten, das war „Wetter“ und nicht „Klima“. Es ist aber das Klima, das uns bereits heute vor große Probleme stellt, ganz besonders in den Städten. Urbane Hitze-Inseln Unter diesem Begriff, international auch als „Urban Heat Islands“ (beides abgekürzt UHI) geläufig, verstehen die Fachleute das besondere Aufheizen der Städte im Sommer. Während auf dem Land auch in heißen Sommern eine nächtliche Abkühlung durch Verdunstung für Entlastung sorgt, speichern urbane Strukturen die Wärme besonders effektiv; schwere Baumaterialien wie Stein, Beton, Asphalt usw. laden sich förmlich auf. Zudem findet aufgrund der zunehmenden Versiegelung von Grünflächen eine natürliche Verdunstung kaum noch statt. Hinzu kommen weitere Wärmeeinträge durch Industrie, Verkehr, Klimatisierung etc. All dies kann dazu führen, dass die Temperaturdifferenz zwischen Innenstadt und Umland zweistellige Kelvin-Werte erreicht. Damit nimmt das Aufheizen der Städte Dimensionen an, die weit über denen der globalen Erwärmung liegen. Dieses Phänomen verschlechtert nicht nur den Komfort zuhause, am Arbeitsplatz und im öffentlichen Raum, es verursacht außerdem großen wirtschaftlichen Schaden. Arbeitsphysiologen wissen, dass zu hohe Temperaturen eine Abnahme der Konzentrationsfähigkeit sowie Leistungseinbußen nach sich ziehen, die Produktivität senken, Fehlleistungen und Unfälle verursachen. Für geschwächte und kranke Menschen kann die Überhitzung der Städte tatsächlich lebensbedrohliche Folgen haben. Eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts, des Deutschen Wetterdienstes und der Charité Berlin ergab für die extremen Jahre dieses Jahrtausends hierzulande hitzebedingte Übersterblichkeiten von 300 bis 7.600 Fällen. Bedenkt man, dass die Meteorologen eine deutliche Zunahme trockener und heißer Sommer für die Zukunft prognostizieren, und außerdem, dass ungefähr drei Viertel der Bevölkerung in Städten bzw. Ballungszentren leben, ergibt sich ein akuter Handlungsbedarf. Hitze und Unwetter Die Klimaforschung geht im Zusammenhang mit der globalen Erderwärmung für unsere Breiten davon aus, dass die über das gesamte Jahr anfallende Niederschlagsmenge nur unwesentlich zunehmen wird; wobei die Sommer trockener und die Winter bis zu 30 % feuchter werden. Allerdings, und das ist schon seit längerem zu beobachten, gewinnen Unwetter und Starkregenereignisse deutlich an Intensität. Und dies trifft in der Jahresmitte in besonderem Maße auf die Städte zu, deren sommerlicher Wärmestau dazu beitragen kann, lokal oder gar punktuell auftretende, extreme Wetterereignisse zu verstärken. Die Ursache hierfür ist in den schneller aufsteigenden, sehr warmen Luftmassen zu sehen, welche mit zunehmender Temperatur immer größere Wassermengen transportieren können. Auch wenn es auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint, können die urbanen Hitzeinseln also zur Ursache für Unwetter mit sintflutartigen Niederschlägen 36 element + BAU • 3/2021

im fokus werden, welche durchaus das Potential haben, die Entwässerungs-Infrastruktur vorübergehend zu überfordern und in Form von Überflutungen Menschenleben zu gefährden sowie erhebliche Sachschäden zu verursachen. Integrativer Lösungsansatz Um die aufgezeigten Probleme in den Griff zu bekommen, erschien es von Vorteil, verschiedene Fachleute zusammenzubringen und im Rahmen einer interdisziplinären Gesamtschau Lösungsansätze zu entwickeln. Deshalb sind die Tiefbauspezialisten der Firma Fränkische, führend bei der Entwicklung von Techniken und Produkten im Bereich Regenwassermanagement, mit der Firma Optigrün, Innovationsführer auf dem Gebiet Dachbegrünung, eine Kooperation eingegangen. Dabei ist ein konzeptioneller Ansatz entstanden, welcher sich an der Natur orientiert und häufig zu beobachtende Planungsfehler abstellt. Durch die Begrünung von Dächern, Plätzen und sogar vertikalen Flächen kann ein positiver Einfluss auf das Mikroklima eines Quartiers genommen werden. Das thermische Aufladen von Baukörpern wird reduziert und durch die Verdunstung von Regenwasser findet eine natürliche Kühlung statt. Außerdem sind diese Flächen, ausgestattet mit sogenannten Retentionsboxen, in der Lage, Niederschlagswasser zu speichern und so als erster Puffer zu wirken. Zusätzlich anfallendes Regenwasser, zumal solches, das über versiegelten Flächen wie Straßen, Plätze, Dächer usw. niedergeht, wird mittels rohrförmiger Sedimentations- oder Adsorptionsanlagen von Verunreinigungen durch Abrieb, Öle und ähnliches befreit und kann dann vor Ort versickern, statt über die Kanalisation abgeleitet zu werden. Für die Versickerung sorgen entsprechende Rigolen, die zunächst große Wassermengen aufnehmen und diese dann nach und nach an das sie umgebende Erdreich abgeben. Das kommt dem Grundwasserspiegel zugute und entlastet die Kanalisation. Neben der Versickerung kommt der Verdunstung eine immer größere Bedeutung zu. Hierfür stehen neben den Versickerungsrigolen Zisternen als Speicher zur Verfügung, aus denen das Wasser aus regenreichen Zeiten bei Bedarf auf die begrünten Flächen gepumpt werden kann. Um alle angeschlossenen Komponenten in einem integralen Prozess zusammenzuführen, ist ein Steuergerät nötig, welches die relevanten meteorologischen Daten wie Niederschlagsmenge, Temperatur Idealtypischer Aufbau des integrativen Ansatzes der Unternehmen Fränkische und Optigrün: Speicherung des Regenwassers durch Gründächer und Retentionsboxen, Versickerung des überschüssigen Wassers von Dach und versiegelten Flächen in Rigolen. Darüber hinaus tragen die begrünten Flächen zur Verbessserung des Mikroklimas bei. Bildnachweis (alle Bilder): Fränkische / Optigrün usw., aber auch Wetterprognosen und Unwetterwarnungen berechnet und bei Bedarf regulierend eingreift. Durch diese Art der naturnahen Regenwasserbewirtschaftung lassen sich die Folgen von Starkregenereignissen entschärfen, findet eine Versickerung vor Ort statt und werden in heißen Phasen natürliche Kühlungsprozesse durch Verdunstung eingeleitet. Das Goethequartier in Offenbach bei Frankfurt wurde nach den hier beschriebenen Prinzipien geplant und gebaut und bestätigt den Ansatz eindrucksvoll: Von 100 % Niederschlag werden dort 78 % über Verdunstung dem natürlichen Kreislauf des Wassers zugeführt, und 22 % gelangen über Versickerung in das örtliche Grundwasser. Eine Ableitung in die Kanalisation findet nicht mehr statt. Die Rigole nehmen zuerst große Wassermengen auf und geben dann diese nach und nach an das umgebende Erdreich ab. element + BAU • 3/2021 37

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